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Srđa Pavlović / Marko Živković (Hrsg.)

Transcending Fratricide. Political Mythologies, Reconciliations, and the Uncertain Future in the Former Yugoslavia

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Southeast European Integration Perspectives 9); 300 S.; 54,- €; ISBN 978-3-8487-0454-5
Der von massiver Gewalt begleitete Zerfall Jugoslawiens in den 1990er‑Jahren beeinflusst Politik und Gesellschaft in der Region bis heute. In diesem von dem Historiker Srđa Pavlović und dem Anthropologen Marko Živković – beide sind an der University of Alberta in Kanada tätig – herausgegebenen Band wird auf interdisziplinäre Weise nach Möglichkeiten zur Überwindung des „Brudermordes“ gesucht. Die Herausgeber konstatieren eine grundlegende Spannung zwischen dem Willen zur Aussöhnung und der Notwendigkeit, politische Stabilität zu garantieren. Entsprechend gehen Initiativen zur Aufarbeitung der Gewaltexzesse hauptsächlich von Nichtregierungsorganisationen und internationalen Gremien wie dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien aus und nur selten von den Regierungen der betroffenen Länder. Der kanadische Politologe Lenard Cohen, der serbische Sozialpsychologe Nebojša Petrovi? Und der slowenische Kulturwissenschaftler Mitja Velikonja diskutieren zwei unterschiedliche Ansätze zur „reconciliation“: eine Integration in die Strukturen der Europäischen Union mit der Übernahme entsprechender Wertesysteme sowie den Rückgriff auf Erfahrungen aus der Zeit der gemeinsamen jugoslawischen Republik, der analytisch als „Jugo‑Nostalgie“ gefasst wird. Cohen betont den Zusammenhang von Aussöhnung und Demokratisierung. Er konstatiert eine zunehmende Konsolidierung demokratischer Werte, so entstehe eine „stärkere Basis für eine Aussöhnung zwischen Gruppen und Staaten“ (287). Petrović sieht in der Erinnerung an das Zusammenleben verschiedener Ethnien im ehemaligien Jugoslawien Ansätze kosmopolitischen Denkens, die dem Wertesystem der EU entsprechen. Auch Velikonja schreibt der Jugo‑Nostalgie mit ihrem „Traum von ‚Bruderschaft und Einheit‘, während keines von beiden existiert“ (127), Anknüpfungspunkte an die Normen der Union zu. Die Beiträge gehen zurück auf eine Konferenz, die im Oktober 2010 in Alberta stattfand. Die meisten Autor_innen sind entsprechend in der anglo‑amerikanischen Wissenschaft tätig und auch die Bibliografie enthält primär Bücher dieses Sprachraumes.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 4.41 | 4.1 | 2.2 | 2.25 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Srđa Pavlović / Marko Živković (Hrsg.): Transcending Fratricide. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36301-transcending-fratricide_44367, veröffentlicht am 17.10.2013. Buch-Nr.: 44367 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken