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Ulrike Götting

Transformation der Wohlfahrtsstaaten in Mittel- und Osteuropa. Eine Zwischenbilanz

Opladen: Leske + Budrich 1998 (Gesellschaftspolitik und Staatstätigkeit); 312 S.; kart., 58,- DM; ISBN 3-8100-2036-2
In dieser empirisch-komparativen Studie - einer überarbeiteten Fassung ihrer Dissertation (Zentrum für Sozialpolitik/Bremen) - befaßt sich die Autorin mit dem sozialpolitischen Transformationsprozeß von fünf MOE-Ländern (Bulgarien, Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn) zwischen 1989 und 1995. Die Arbeit will in erster Linie die Fülle länder- und sektorenbezogener Befunde, wobei Götting neben englisch- bzw. deutschsprachigen Sekundärquellen auch auf eigene Expertengespräche vor Ort zurückgreifen kann, unter systematischen Gesichtspunkten auf die (westliche) Wohlfahrtsstaatsforschung beziehen. Grundlage ist ein theoretisch-konzeptioneller Orientierungsrahmen, der sich - angelehnt an den akteurszentrierten Institutionalismus - auf die Dimension institutioneller Reformen in den Finanzierungs-, Versorgungs- und Regulierungsstrukturen der sozialen Sicherung konzentriert (21 ff.). Dem empirischen Teil zu den Politikfeldern Arbeitsmarkt (89 ff.), Alter/Gesundheit (151 ff.), soziale Dienste und Einkommenssicherung (215 ff.) geht eine Darstellung der Ausgangsbedingungen des "staatspaternalistischen Wohlfahrtsstaates" voraus (57 ff.). In der Zusammenfassung, die die wohlfahrtsstaatlichen Transformationspfade der untersuchten Länder bilanziert (261 ff.), werden die eingangs entwickelten Hypothesen (30 ff.) in instruktiver Weise wieder aufgegriffen. Insgesamt handelt es sich um eine theoretisch informierte und zudem gut formulierte Untersuchung, die auch im Kontext der Debatte über den westlichen Wohlfahrtsstaat mit Gewinn zu lesen ist. Inhalt: 1. Einleitung: Die post-kommunistischen Transformationsprozesse und der Wohlfahrtsstaat; 2. Wohlfahrtsstaatliche Transformation: Konzept, Hypothesen, Kontextbedingungen: 2.1 Das Bezugsproblem: "Transformation des Wohlfahrtsstaates"; 2.2 Der theoretisch-konzeptionelle Orientierungsrahmen; 2.3 Die unabhängigen Variablen: Überlegungen zur politischen Ökonomie der wohlfahrtsstaatlichen Transformation; 2.4 Die politischen und ökonomischen Reformbedingungen in den Untersuchungsländern. 3. Der staatspaternalistische Wohlfahrtsstaat: Strukturmerkmale, Regimevergleich, Reformagenda: 3.1 Sozialpolitik im Sozialismus: die staatliche Garantie von umfassender sozialer Sicherheit; 3.2 Das Fundament des Wohlfahrtsstaates: Vollbeschäftigung und Arbeitsplatzsicherheit; 3.3 Zentrale Bausteine der sozialen Sicherheit: Sozialversicherungsschutz, betriebliche Sozialleistungen, Preissubventionen; 3.4 Das staatspaternalistische Arrangement und die westlichen Wohlfahrtsstaaten im Vergleich; 3.5 Reformströmungen: Welches Modell des wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus? 4. Ein neues Fundament: Strukturwandel der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik: 4.1 Arbeitsmarktentwicklung nach 1989: eine Bestandsaufnahme; 4.2 Beschäftigungspolitische Interventionsmöglichkeiten: eine Übersicht; 4.3 Die Politik der Personalabbauvermeidung; 4.4 Negative Angebotspolitik; 4.5 Die Gründung von Arbeitslosenversicherungen; 4.6 Soziale Absicherung bei Arbeitslosigkeit im Vergleich; 4.7 Aktive Arbeitsmarktpolitik; 4.8 Beschäftigungspolitischer Strukturwandel: zusammenfassender Ländervergleich. 5. Sozialreformen in den Kernsektoren: Alterssicherung und Gesundheit: 5.1 Strukturmerkmale der Alterssicherungssysteme vor 1989; 5.2 Rentenreformpolitik nach 1989; 5.3 Zwischenbilanz: Besitzstandswahrung und zunehmende Finanzierungsprobleme; 5.4 Strukturmerkmale des Gesundheitswesens vor 1989; 5.5 Gesundheitsreformpolitik nach 1989; 5.6 Zwischenbilanz: viel Altes im Neuen und die andauernde "Krankheit" des Gesundheitswesens; 5.7 Reformhindernisse im Sektorenvergleich. 6. Sozialreformen in den Randsektoren: Einkommenssicherung und soziale Dienste: 6.1 Reform der Sozialhilfe; 6.2 Reform der familienpolitischen Leistungen; 6.3 Gesetzliche Mindestlohnpolitik; 6.4 Entwicklungen in der Wohnungspolitik; 6.5 Betriebliche Sozialpolitik; 6.6 Zwischenbilanz: Armutsentwicklung nach 1989. 7. Die post-kommunistischen Wohlfahrtsstaaten: Zusammenfassung und Ausblick: 7.1 Kontinuierliche Streitpunkte: soziale Verfassungsgarantien, hohe Sozialausgaben; 7.2 Bilanz nach sechs Jahren Reformtätigkeit: gradueller Wandel; 7.3 Erfolgsbedingungen und Restriktionen der sozialpolitischen Transformation; 7.4 Quo vadis, Sozialpolitik in Mittel- und Osteuropa?
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.262 | 2.62 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Ulrike Götting: Transformation der Wohlfahrtsstaaten in Mittel- und Osteuropa. Opladen: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/4634-transformation-der-wohlfahrtsstaaten-in-mittel--und-osteuropa_7350, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 7350 Rezension drucken