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Katrin Fröhlich

Transnationale Nichtregierungsorganisationen als Akteure Sozialer Sicherung. Das Beispiel eines Rentenprojektes in Tansania

Berlin: Lit 2015 (Politik, Gemeinschaft und Gesellschaft in einer globalisierten Welt 19); 309 S.; 44,90 €; ISBN 978-3-643-12998-7
Diss. Mainz; Begutachtung: C. Schweppe, F. Hamburger, W. Schroer. – In der entwicklungspolitischen Diskussion hat sich seit der vergangenen Dekade die Einsicht durchgesetzt, dass Selbsthilfe und Sozialhilfe keine Gegensätze mehr darstellen und nichtbeitragsfinanzierte soziale Transferleistungen ein akzeptiertes Mittel der Armutsbekämpfung sind. Vor allem die soziale Sicherung der auch in Afrika wachsenden Gruppe der älteren Menschen stellt ein besonderes Problem dar. Die Mehrheit der Bevölkerung profitiert nicht von staatlichen Versicherungssystemen und aufgrund des „Verfalls ‚informeller‘ sozialer Sicherungssysteme der Familie oder der Gemeinschaft im Zuge von Pandemien wie HIV/Aids und einer wachsenden Urbanisierung und Migration“ stehen ältere Menschen vor der Aufgabe, „sich wahrscheinlich um Andere kümmern [zu] müssen“ (18 f.), ohne selbst ausreichend unterstützt zu werden. Vor diesem Hintergrund untersucht die Autorin die Rolle von Transnationalen Nichtregierungsorganisationen (TNGOs) im Bereich der sozialen Sicherung. Im ersten Teil erfolgt eine theoretische Einbettung in die verschiedenen Kontroversen um Grundsicherung und Sozialgeldtransfers, erörtert werden etwa Fragen zur Bedingungslosigkeit und Bedürftigkeit, zu Finanzierungsformen und zum Kreis der Berechtigten. Katrin Fröhlich interessiert dabei besonders, wie sich TNGOs legitimieren und sich gegenüber dem Staat positionieren. Dabei thematisiert sie die grundsätzliche Kritik an der Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen und diskutiert, inwiefern eine Entstaatlichung der Sozialpolitik im Zuge von Transnationalisierungsprozessen stattfindet. Im zweiten Teil erfolgt eine empirische Analyse am Beispiel eines Rentenprojekts in Tansania, wobei die Mesoebene der betreffenden TNGO selbst im Fokus steht. Welche Begründungs‑ und Legitimationsstrategien werden gegenüber den Rezipienten, dem Staat und den potenziellen Spendern im Kernland verfolgt? Welches Akteursverständnis (Dienstleister oder Advokat?) und welche (positiven oder negativen) Armuts‑ und Altersbilder liegen ihrer Arbeit zugrunde? Um unterschiedliche Begründungsformen und Handlungsstrategien aufzuzeigen, kontrastiert die Autorin ihr Fallbeispiel abschließend mit einem Grundsicherungsprojekt in Namibia. Deutlich werden dabei die Ambivalenzen einer von der stetigen Mittelakquise abhängigen sozialen Sicherung durch TNGOs: „Selbst wenn sie die Rente nicht mehr als Almosen, sondern als menschenrechtlichen Anspruch begründen, können sie diesen selbst doch nie gewährleisten.“ (28)
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Rubrizierung: 4.32.674.434.44 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Katrin Fröhlich: Transnationale Nichtregierungsorganisationen als Akteure Sozialer Sicherung. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39740-transnationale-nichtregierungsorganisationen-als-akteure-sozialer-sicherung_47676, veröffentlicht am 09.06.2016. Buch-Nr.: 47676 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken