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Caroline Schmitt / Asta Vonderau (Hrsg.)

Transnationalität und Öffentlichkeit. Interdisziplinäre Perspektiven

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (Kultur und soziale Praxis); 337 S.; kart., 32,80 €; ISBN 978-3-8376-2154-9
Der Arabische Frühling, die Occupy‑Bewegung, aber auch die Arbeit von Migrantenvereinen und NGOs sind transnationale Phänomene, die „neue Kommunikations‑ und Handlungsräume entstehen [lassen], die als Bühnen grenzüberschreitender Öffentlichkeiten fungieren“. Dabei werden „neue Formen gesellschaftlicher Diskussion und Teilhabe“ (7) geschaffen, wie die Herausgeberinnen einleitend schreiben. Die Autorinnen und Autoren analysieren sehr unterschiedliche Beispiele dieser „[t]ransnationale[n] Zonen gesellschaftlicher Aushandlung und Auseinandersetzung“ (Ina Dietzsch, 15). Die Politikwissenschaftlerin Christiane Frantz beispielsweise beschäftigt sich mit der politischen Ebene, insbesondere mit NGOs als Akteuren, „die um politische Lösungen ringen und an diesen mitwirken“ (231). Dabei untersucht sie, ob NGOs, wie angenommen, wirklich die „geborenen – also politisch potentiell schlagkräftigen und erfolgreichen – Interessenvertreter in einem medial vermittelten, transnationalen Politikprozess sind“ (234). Die Funktionen von NGOs im Politikprozess und insbesondere im transnationalen System werden herausgestellt sowie in Bezug auf Letzteres die Veränderungen von Politik erläutert. Steuerungsprozesse entwickeln sich demnach zunehmend von Government zu Governance, wofür NGOs wie geschaffen sind: „Sie zielen mit ihrer Kompetenz als Kampagnenakteure transnationaler Ausrichtung unter den veränderten Politikgestaltungsbedingungen darauf, ihre politischen Ziele durch mediale Repräsentanz für potentielle Unterstützer auf der Agenda zu halten.“ (242) Der Kommunikationswissenschaftler Jeffrey Wimmer widmet sich dem Einfluss digitaler Kommunikationsmedien auf den Begriff der Öffentlichkeit. Ihm zufolge konstituieren sich neue Informations‑ und Kommunikationsräume, „in denen sich politische Gegenöffentlichkeiten entwickeln können, für die in den klassischen Medien bisher kein Platz war“ (285). Damit knüpft er an die Argumentation von Frantz an, fasst er doch unter dem Begriff Gegenöffentlichkeit „ergänzende und korrigierende Berichterstattung“ (296) alternativer Akteure wie NGOs oder Medienaktivisten zusammen. Der Sammelband bietet einen durchweg interessanten interdisziplinären Einblick in die Forschung neu entstehender transnationaler Räume und Öffentlichkeiten.
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Rubrizierung: 4.454.32.222.3332.3312.3252.67 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Caroline Schmitt / Asta Vonderau (Hrsg.): Transnationalität und Öffentlichkeit. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37965-transnationalitaet-und-oeffentlichkeit_46107, veröffentlicht am 15.01.2015. Buch-Nr.: 46107 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken