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Jörg Goldberg

Überleben im Goldland. Afrika im globalen Kapitalismus

Köln: PapyRossa Verlag 2008 (Neue kleine Bibliothek 135); 249 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-89438-398-5
Während in vielen Ländern Asiens und Lateinamerikas unter den Bedingungen des globalisierten Kapitalismus hohe Wachstums- und Produktivitätsraten und insgesamt Entwicklungsfortschritte zu verzeichnen sind, ist die Mehrzahl der afrikanischen Länder (südlich der Sahara) von einem anhaltenden Entwicklungsrückstand geprägt: Zwar ist Afrika als wichtiger Rohstofflieferant „im Kapitalismus angekommen, der Kapitalismus aber nicht in Afrika“ (17), konstatiert Goldberg und fragt, wie sich Afrikas relativ marginale Stellung in der Weltwirtschaft und die entwicklungspolitischen Misserfolge der letzten vierzig Jahre erklären lassen. Er bietet eine fundierte Analyse des gegenwärtigen Entwicklungsstandes und der wirtschaftlichen Einflüsse des kapitalistischen Nordens auf den Kontinent, indem er die politische, kulturelle, ökonomische und historische Dimension zusammenführt. Zur Erklärung der Rückständigkeit müsse, so Goldbergs Ansatz, die Trennung nach internen und externen Begründungsfaktoren aufgehoben und beide in ihren jeweiligen Wechselwirkungen untersucht werden. Aus dieser Perspektive erweist sich beispielsweise der Sklavenhandel als wichtiger Hintergrund für das Verständnis von gegenwärtigen Staatszerfallsprozessen oder es lassen sich verschiedene Gründe für die besondere Rolle der Ethnizität ausmachen. Große Bedeutung misst Goldberg der „afrikanischen Produktionsweise“ bei. Auch wenn heute nicht mehr von einem „Weiterbestehen der vorkolonialen Produktionsweise gesprochen werden könne“, so habe die besondere „Funktionslogik des Subsistenzsektors“ (173), wonach nicht Gewinnmaximierung, sondern Überlebenssicherung das Handlungsmotiv darstellt, noch immer eine entscheidende Bedeutung. Dass die marktliberalen Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank in Afrika gescheitert und zum Teil katastrophale Folgen nach sich gezogen haben, führt Goldberg auf die Missachtung der Tatsache zurück, dass sich die kapitalistische Logik nicht gegen die Sicherheitslogik des Subsistenzsektors durchsetzen kann.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.2 | 2.22 | 2.262 | 4.43 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Jörg Goldberg: Überleben im Goldland. Köln: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29892-ueberleben-im-goldland_35414, veröffentlicht am 20.01.2009. Buch-Nr.: 35414 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken