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Andreas Heindl

Überzeugungsstrategien in Europaabstimmungen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Vergleichende Analyse politischer Systeme 3); 427 S.; 84,- €; ISBN 978-3-8487-0467-5
Politikwiss. Diss. Heidelberg; Begutachtung: U. Wagschal, S. Harnisch. – Im Mittelpunkt steht die „Untersuchung des Redens über Europa und die europäische Integration sowie die Analyse der gegenwärtig wirkmächtigen Motive der auf die Europäische Union ausgerichteten Kommunikation“ (18). Konkret geht es um „Überzeugungsstrategien am Beispiel irischer Europaabstimmungen“ (19) seit dem Vertrag von Nizza (2001/2003), die aufgrund der direktdemokratischen Beteiligungserfordernisse bei der innerstaatlichen Ratifikation solcher Verträge eine besondere Diskurskonfiguration vermuten lassen. Überzeugungsstrategien werden dabei als „Anordnungen bestimmter diskursiver Elemente“ definiert, die „zu mehr oder weniger kohärenten Narrationen und story‑lines“ (20) miteinander verbunden werden. Die Untersuchung ist explorativ angelegt und bedient sich einer qualitativ‑hermeneutischen Diskursanalyse, die auf die Grounded Theory rekurriert. Empirisch untersucht werden die jeweils zwei Abstimmungskampagnen und ‑diskurse zu den Verträgen von Nizza und Lissabon, denn in beiden Fällen lehnten die irischen Wähler die Verträge zunächst ab, um sie dann jeweils in einem zweiten Anlauf zu billigen. In seinem „theoretischen Bezugsrahmen“ (48) überzeugt Andreas Heindl durch eine exzellent fundierte, stellenweise aber auch etwas weit ausholende Darstellung des theoretischen State of the Art der Diskursforschung. Wie schon zuvor, verwendet er auch in seinen detaillierten Ausführungen zum methodischen Vorgehen grafische Darstellungen, mit denen er seine Argumentation sowie den geplanten Gang der Untersuchung veranschaulicht. Schon hier zeigt sich, wie sehr er sowohl seinen Untersuchungsgegenstand als auch sein theoretisch‑methodisches Vorgehen durchdrungen hat – was er dann vor allem in der empirischen Analyse unter Beweis stellt. Heindl kommt zu dem Ergebnis, dass es der „unterschiedliche Grad der Vernetzung bzw. der Segmentierung der diskursiven Elemente, Figuren und Konstrukte“ (393) ist, der den Erfolg von persuasiven Diskursstrategien beeinflusst. Auf der inhaltlichen Ebene stellt er fest, dass es nicht alleine die Verwendung der klassischen, aber abstrakten Metaargumente (Frieden, Wohlstand, Wachstum etc.) ist, die die Zustimmung zur EU begünstigt. Vielmehr sei es eine gezielte „Innenpolitisierung des Phänomens der Vertiefung der europäischen Integration“ (393) gewesen, die die Wähler überzeugt habe. Wichtig für den Erfolg sei außerdem, dass Überzeugungsstrategien mit einem entsprechenden Handlungsrepertoire der Akteure korrespondieren. Insgesamt liefert die Arbeit einen sehr wertvollen Beitrag für weitere vergleichend angelegte Analysen dieser Art zu anderen Mitgliedstaaten.
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Rubrizierung: 3.42.612.21 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Andreas Heindl: Überzeugungsstrategien in Europaabstimmungen Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39466-ueberzeugungsstrategien-in-europaabstimmungen_45154, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 45154 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken