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Ute Schaeffer

Ukraine. Reportagen aus einem Land im Aufbruch

Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 2015; 158 S.; 10,90 €; ISBN 978-3-8031-2734-1
Ute Schaeffer, die zu Beginn der 2000er‑Jahre für die Deutsche Welle das ukrainische Programm des Senders aufgebaut hat, legt einen Band mit Reportagen zur aktuellen Situation im Land vor. Besonders kommt es ihr dabei auf die Entwicklung der Zivilgesellschaft an, die mit dem sogenannten Euromaidan „zum politischen Faktor geworden [ist] – endlich, fast 25 Ende nach dem Ende der sowjetischen Diktatur“ (10). Die Ausführungen basieren vor allem auf vielen Gesprächen mit Menschen aus allen Teilen der Ukraine und aus allen gesellschaftlichen Schichten. Darunter finden sich sowohl Befürworter als auch Gegner der Protestbewegung. In sieben Kapiteln wird das Bild eines seit der Unabhängigkeitserklärung vom Dezember 1991 vielfach dysfunktionalen Staates gezeichnet – Korruption, fehlende Rechtsstaatlichkeit und wirtschaftliche Probleme sind nur einige der Schwierigkeiten, mit denen sich die Bevölkerung auseinandersetzen musste und muss. Die Entwicklung demokratischer Strukturen erweise sich vor diesem Hintergrund als sehr schwierig, schreibt die Autorin, zumal nach der sogenannten Orangen Revolution von 2004 Hoffnungen auf Besserung vielfach enttäuscht worden seien. Vor allem der „ungute Pakt der Politik mit den Oligarchen“ (54) verhindere eine positive Entwicklung des Landes. Dies führe auch zu einem Erstarken radikaler Kräfte, wenngleich „[v]on einer ,braunen Gefahr‘ für die Ukraine […] nicht die Rede sein“ (92) könne. Für die europäische Politik stellen sich nach Schaeffer einige Aufgaben, um eine weitere Destabilisierung der Ukraine zu verhindern. Es gelte, eine „klare Position gegenüber Russland“ zu formulieren. Zugleiche müsse man „die Ukraine in ihrem schwierigen Transformationsprozess fordern und unterstützen, damit am Ende tatsächlich ein demokratischer Erfolg steht“ (128). Der „Weg zur Demokratie in der Ukraine“ sei zwar ein „mühsamer und streitbarer“. Es bestehe aber Grund zur Hoffnung: Für Schaeffer „ist sich die ukrainische Gesellschaft viel stärker als [vor dem Maidan] ihrer Rolle bewusst, dass sie Rechenschaft fordern und Widerstand leisten muss, wenn der Staat und seine Politiker erneut versagen“ (139).
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Rubrizierung: 2.612.232.252.2 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Ute Schaeffer: Ukraine. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39247-ukraine_46772, veröffentlicht am 14.01.2016. Buch-Nr.: 46772 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken