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Marc Engelhardt (Hrsg.)

Unabhängigkeit! Separatisten verändern die Welt

Berlin: Ch. Links Verlag 2015; 270 S.; brosch., 18,- €; ISBN 978-3-86153-838-7
Separatisten und Unabhängigkeitsbewegungen sind Phänomene, die sich weltweit ausmachen lassen – auch wenn sich ihre Ziele und Motive durchaus unterscheiden können. Diese Vielfalt aufzuzeigen, ist das Ziel dieses Sammelbandes. Der Journalist Marc Engelhardt weist in seiner Einleitung darauf hin, dass separatistische Bestrebungen nicht nur in „Neuen Despotien“ (16) zu finden sind, zu denen gemäß dem Politologen John Keane China, Russland sowie viele Staaten in Zentralasien, Afrika und auf der Arabischen Halbinsel zählen. Auch in Ländern ohne despotische Zentralregierungen, wie beispielsweise in Schottland oder Katalonien, existieren Unabhängigkeitsbewegungen. Anders als in „Neuen Despotien“, in denen Minderheiten unterdrückt sind und ihnen nur die Überwindung des bisherigen Staates und die Gründung eines neuen als Ausweg bleiben, liegt der Grund nach Engelhardt hier vor allem in der Unterwerfung der Demokratien unter die Ideen des Neoliberalismus. Das befördere die Rückbesinnung auf den Nationalstaat und stärke somit den Separatismus. Julia Macher geht in ihrem Beitrag näher auf das Beispiel Katalonien ein. Für die dortige separatistische Bewegung sieht sie zwei Aspekte als zentral an: „Das Selbstverständnis als Nation. Und das Scheitern des spanischen Staatsmodells.“ (27) Vor allem das Erstarken der Separatisten in den vergangenen Jahren lasse sich nicht ohne die strukturelle, wirtschaftliche und politische Krise des spanischen Staatsmodells erklären. Zu den wenigen separatistischen Bewegungen, denen es aus dem Kontext der „Neuen Despotien“ gelungen ist, einen eigenen Staat aufzubauen, gehört Somaliland. Auch wenn dieses noch nicht offiziell als Staat anerkannt ist und weiterhin zu Somalia gezählt wird, handelt es sich doch um eine Region, die anders als der übrige Teil des Landes relativ stabil ist. Zu der Stabilität tragen, so Bettina Rühl, mehrere Faktoren bei. Dazu gehören unter anderem, dass Somaliland ohne internationale Unterstützung demokratische Strukturen von unten nach oben aufgebaut hat und ein Austausch auf der Basis einer Kompromissbereitschaft zwischen den Clans und Interessengruppen stattfindet. Die Autorin ist der Meinung, dass Somaliland „nicht nur für Afrika als beispielhaft gelten“ (97) kann. Insgesamt zeichnet sich der Sammelband durch einen journalistischen Stil aus, was zu einer sehr guten Lesbarkeit und Verständlichkeit beiträgt.
{JBU}
Rubrizierung: 2.22.224.422.612.632.642.672.68 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Marc Engelhardt (Hrsg.): Unabhängigkeit! Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39484-unabhaengigkeit_47891, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 47891 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken