Der etwas verspätet erschienene, aber gerade aus der Distanz mitunter aufschlussreiche Band bietet empirische Analysen zum überraschenden Ausgang der Bundestagswahl 2005. Zumeist sind die Beiträge wissenschaftlich gehalten, teilweise wurde aber auch der ursprüngliche Vortragsstil beibehalten. Erfreulich ist, dass unterschiedliche Sichtweisen zu Wort kommen. Auf die Einleitung des Herausgebers, der die Ereignisse rund um die vorgezogene Wahl rekapituliert und eine Bestandsaufnahme der Herausforderungen für die deutschen Volksparteien vornimmt, folgen sieben Beiträge zum Thema „Wahlkampf und Medien“. In den Aufsätzen dieses ersten Blocks geht es u .a. um das (offensichtlich missratene) Kommunikationsmanagement der Union, die Berichterstattung der Medien sowie die Wahrnehmung des TV-Duells. Die folgenden fünf Beiträge firmieren unter der Überschrift „Wahlergebnis und Implikationen“. Es werden Analysen der Institute Infratest dimap und Forschungsgruppe Wahlen präsentiert – außerdem ein Beitrag zur Linkspartei nach der Bundestagswahl 2005 (Patrick Moreau) sowie eine theoretisch wie empirisch fundierte Darstellung des Parteiensystems (Oskar Niedermayer). Hervorhebenswert ist darüber hinaus der Beitrag von Viola Neu, die sich sehr kritisch mit der von den Auftraggebern unter hohem Zeitdruck erwarteten, oft aber nur vermeintlichen Exaktheit der empirischen Sozialforschung auseinandersetzt. Neus Plädoyer für eine transparentere Aufbereitung der Daten ist dringend beizupflichten.