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Helge Buttkereit

Utopische Realpolitik. Die Neue Linke in Lateinamerika

Bonn: Pahl-Rugenstein 2010; 161 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-89144-424-5
Dieser Überblick über die Ziele, Prinzipien, Probleme und Chancen der Neuen Linken in Lateinamerika ist bewusst subjektiv und von der Hoffnung darauf getragen, „dass der menschenverachtende Kapitalismus […] nicht das Ende der Geschichte ist“ (7), leitet der Journalist Buttkereit sein Buch ein. Er beschränkt seine Darstellung auf die „dezidiert antineoliberalen und antiimperialistischen Bewegungen“ (10) in Venezuela, Bolivien und Ecuador sowie auf die Zapatisten. Diese Bewegungen, so seine aus der Diskussion des Revolutionsbegriffs gewonnene These, betreiben eine mehrheitsfähige „utopische Realpolitik“ (16), die darauf zielt, über das konkret Machbare hinauszugehen. Wie sich diese Politik in den vier Fällen darstellt, legt der Autor überblicksartig dar und arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Ländern heraus. Als besondere Stärke der sozialen Bewegungen in Bolivien beispielsweise hebt er hervor, dass sie eng mit den alltäglichen Lebensformen verknüpft sei und der Aufstand aus diesen heraus geführt wurde. Und die Zapatisten hätten durch ihre Form der Selbstorganisation eine neue, an der zapatistischen Autonomie orientierten Generation hervorgebracht und somit einer „Revolutionierung des Bewusstseins“ (93) den Weg geebnet. Insgesamt zeichne sich die Neue Linke in Lateinamerika dadurch aus, so ein Fazit des Autors, dass sie auf der Unterstützung einer selbstorganisierten und selbsttätigen Basis beruht. „Beschäftigen sich die Menschen in Lateinamerika heute mit der ‚großen Politik’, ist ihre Basis die Organisation vor Ort und meist auch die konkrete persönliche Betroffenheit. Die Trennung von privatem und politischem Leben ist oftmals aufgehoben oder hat gar nie existiert.“ (99) Aus den Erfolgen der Aktivisten in Lateinamerika für die hiesige Linke lasse sich als wichtigste Erkenntnis ableiten, dass es darauf ankomme, sich konkret mit den lokalen und regionalen Bedingungen auseinanderzusetzen und diese zum Ausgangspunkt revolutionärer Politik zu nehmen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Helge Buttkereit: Utopische Realpolitik. Bonn: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32718-utopische-realpolitik_39058, veröffentlicht am 24.11.2010. Buch-Nr.: 39058 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken