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Reinhard Höppner

Versucht es doch! 3 % reichen, die Gesellschaft zu verändern

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2007; 208 S.; geb., 16,95 €; ISBN 978-3-579-06515-1
Höppner verbindet persönliche Erfahrungen aus der Wendezeit mit christlichen Lehren. Damals habe nur eine kleine, aktive Minderheit gereicht, bestehende Verhältnisse zu verändern. Dies gelte auch heute noch. Diese Kernbotschaft Höppners klingt in einer Demokratie überraschend – gilt es hier doch, für ein politisches Ziel Mehrheiten zu gewinnen und keine Minderheiten für systemverändernde Handlungen zu aktivieren. Darum geht es natürlich auch Höppner nicht. Er will wachrütteln, die Politikverdrossenen zu eigenem Handeln motivieren. Es ist dem Buch anzumerken, dass sich Höppner vieles von der Seele geschrieben hat. Ob Bildungsreformen, Hartz IV, Globalisierung oder der wachsende Abstand zwischen Armen und Reichen – Höppner hat zu allem etwas zu sagen. Mitunter führt das zu strukturellen Schwächen, wenn er seine Ansichten zu diesem und jenem aneinander reiht. Nichtsdestotrotz ist das Buch ein Appell an Ost- und Westdeutsche, die Einigung endlich Ernst zu nehmen und Versäumtes nachzuholen. Höppner fordert vieles, dem die meisten Europäer zustimmen würden, zum Beispiel eine andere Form wirtschaftlichen Fortschritts, die mehr von Reifung als Ausdehnung geprägt ist. Die Menschenwürde beschreibt er als wesentlichen Orientierungspunkt jeder guten Politik. Das sind – Gott sei Dank – Allgemeinplätze. Vor allem die Medien kritisiert Höppner für ihre Verkürzungen und Verfälschungen – „Achtet mir auf den Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems“ (141). Die Stärken des Buches liegen vor allem dort, wo Höppner aus Sicht des erfahrenen Politikers über deren Schuld und Schuldlosigkeit schreibt oder wo er Vorschläge für heutige Entwicklungen aus christlicher Sicht unterbreitet. So gelingt es ihm zu zeigen, wie elementar die Menschen bei der Verfolgung ihrer Ziele in Wirklichkeit nach Anerkennung und Liebe streben. Der richtige Umgang mit Niederlagen und Leid gehört in einer leistungs- und erfolgsorientierten Gesellschaft zu den wichtigsten Voraussetzungen einer zufriedenen Lebensführung.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.3 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Reinhard Höppner: Versucht es doch! Gütersloh: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27569-versucht-es-doch_32348, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 32348 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken