Fünfzehn Medienfachfrauen hinterfragen die Gründe und Hintergründe für die Klischees, die Medien gerade über exotisch anmutende Frauen und Frauenwelten produzieren. Insbesondere wird nach den tatsächlichen Situationen von Migrantinnen gefragt und dargelegt, wie die AdressatInnen solcher Klischees zu einer differenzierten Einschätzung gelangen können, die auch der Solidarität mit den o. g. Frauen sowie einer Verbesserung deren Lage zugutekommt (z. B. 177-179). Es wird u. a. deutlich, daß die Darstellung von Musliminnen häufig von den Schablonen "ungebildete Fabrikarbeiterinnen", "kopftuchtragende Türkinnen" oder "fanatische Frauen" (99) geprägt ist. Dieses Bild, das einen Teil der Realität zeigen mag, wird - nach Meinung der Autorin - allzu oft als die Gesamtheit präsentiert, indem andere Teile der Wirklichkeit (muslimische Frauenbewegung, feministische Bewegungen) nicht oder nur ungenügend berücksichtigt würden (99) und das Kopftuch als Symbol für Unwissenheit und Unterdrückung hingestellt würde. Zum Teil schießen die Autorinnen über ihr Ziel, Perspektiven für Emanzipation und Gleichberechtigung von Migrantinnen aufzuzeigen, hinaus: In selbstbewußt-forscher Art und Weise wird Claudia vorgestellt, die kolumbianische "Sexarbeiterin" (164), die offensichtlich zu dem Großteil der Frauen gehört, welche angeblich vor der Ankunft in Deutschland schon wußten, welcher Tätigkeit sie nachgehen würden (163). Eine Legalisierung der Prostitution und die Anerkennung als Beruf (164) wird als ein Weg zur Emanzipation und zur Verbesserung der Lage der Migrantinnen betrachtet. Selbst wenn dadurch in diesem Bereich Macht und Unterdrückung zwischen den Geschlechtern verschwände, hätte man überlegen können, warum es dieses Phänomen überhaupt gibt und warum vorwiegend Frauen - und nicht Männer - ihren Körper verkaufen. So wäre man zur Darlegung von strukturellen Herrschaftsverhältnissen in unserer Gesellschaft gelangt. Insgesamt handelt es sich aber um ein engagiertes, kritisches Buch, das zum Nachdenken anregt. Inhalt: Das Dritte-Welt-JournalistInnen-Netz (DWJN) (9-10); Bärbel Röben / Cornelia Wilß: Fremde Frauenwelten in den Medien. Eine Einleitung (11-19); Cornelia Wilß: "Und dann noch ein lustiges Schlußstück...". Ein Gespräch mit Sabine Christiansen über die "Dritte Welt"-Berichterstattung und die Darstellung von Frauen (21-28). Frauen-Bilder I: Arzu Toker: Italienische Sexbomben, türkische Kopftuchfrauen und andere Exotinnen: Migrantinnen im deutschen Fernsehen (31-46). Frauen-Bilder II: Cordelia Dilg: Frauen in meinen Bildern (48-57; Marlies Hesse: Will das Publikum keine Frauen? Die Pekinger Konferenz und die Frauen in den Medien (59-70); Bärbel Röben / Yi Song: Die "Chefin der Bank von China" und "Kohls Ministerin". Die Weltfrauenkonferenz in chinesischen und deutschen Zeitungen (71-84); Sheila Mysorekar: Schwarz-weiß-Bilder. Die schwarze Nobelpreisträgerin und die weiße Literaturkritik (85-94); Saba Amanuel: Wie die Frauenzeitschrift Brigitte an Klischees weiterstrickt (95-108); Ulla Mikota: Von der Hoffnungsträgerin zum Opfer. "Dritte Welt"-Frauen in gewerkschaftlichen Mitgliederzeitschriften (109-114); Brigitta Huhnke: Männerphantasien über die "fremde" Frau. Oder: Wie Macht- und Medieneliten patriarchalische Innenwelten reproduzieren (115-141); Dorothée Oehm-Häneke: Und dein Herz empört sich nicht...? Die Amnesty-Kampagne zu Menschenrechtsverletzungen an Frauen in der Presse (143-151); Sushila Gosalia: (K)ein Thema für die Medien? Zur Berichterstattung über Frauen in der Entwicklungszusammenarbeit (153-160); Christiane Howe / Andrea Krüger: "Ich bin verrückt nach Erotik". Das Dilemma mit den Klischees (161-179).