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Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Vielfältiges Deutschland. Bausteine für eine zukunftsfähige Gesellschaft

Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung 2014; 549 S.; 28,- €; ISBN 978-3-86793-506-7
„Langsam, aber stetig: Deutschland ändert sich.“ (20) – Seit dem Beginn des neuen Jahrtausends befinde sich die Migrationspolitik der Bundesrepublik im Umbruch, wenngleich „ein offensiver Strategiewechsel“ noch ausstehe. Dieser sei aber dringend nötig, denn ohne Zuwanderung werde die Bevölkerungszahl weiter sinken – mit drastischen Folgen für den Arbeitsmarkt und die Sozialsysteme, heißt es in „Vielfältiges Deutschland“, das die Ergebnisse langjähriger Arbeit in der Bertelsmann Stiftung zu diesem Themenbereich vorstellt. Der Mangel an Pflege‑ und anderen Fachkräften werde schon heute sichtbar. Um im globalen Wettbewerb für Talente attraktiv zu sein, mittlerweile sei bereits die Rede vom „‚War on Talents‘“ (10), brauche es mehr als die bisherigen Maßnahmen. Wie eine Zuwanderungssteuerung aussehen könnte, die „einfach, transparent und fair erläutert, unter welchen Bedingungen diese Menschen in Deutschland willkommen sind“ (512), beschreibt Christal Morehouse. Vor allem gelte es drei Perspektiven in einem konsistenten Entwurf zu verbinden: die der Zuwanderer, den Zuwanderungsbedarf von Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Anerkennung seitens der Bevölkerung. Im Zentrum eines solchen Systems könnte eine „‚Schwarz‑Rot‑Gold‑Karte‘“ (496) für Fachkräfte und Mangelberufe stehen. Deutschland müsse sich zu einem „teilhabeorientierten Einwanderungsland“ (32) mit einer Willkommenskultur, „einer Haltung der Offenheit und Anerkennung“ (293), entwickeln, so Claudia Walther. Dabei komme den Kommunen große Bedeutung zu: „Die Zukunft der Kommunen ist international oder gar nicht“ (292), ansonsten werden sie es nicht schaffen, neue Einwanderer zu gewinnen, die neben dem Arbeitsplatz auch Lebensqualität für ihre Familien suchen. Die Kommunen müssten in allen Bereichen für gleiche Chancen auf Teilhabe und Repräsentation aktiv sorgen und eintreten, was unter anderem auch für die personelle Besetzung ihrer eigenen Behörden und Einrichtungen gelte. Eine konsequente Antidiskriminierungspolitik sei Teil der Willkommenskultur, dazu gehörten der Ausbau der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und eine Verankerung dieser Politik in den Ländern und Kommunen. Wie sehr die Medien die Integrationsdebatte beeinflussen, lässt sich in dem Beitrag von Konstantina Vassiliou‑Enz nachlesen, und was Deutschland von der kanadischen Zuwanderungspolitik lernen könnte, erläutert Triadafilos Triadafilopoulos. Das Staatsbürgerschaftsrecht des Landes, das jährlich rund 250.000 Migranten aufnehme, sorge dafür, „dass aus Zuwanderern rasch Kanadier werden“ (469). Erstaunlich sei, dass die Konservativen für die Beibehaltung der offiziellen Multikulturalität Kanadas eintreten, „während sich Mitte‑rechts‑Parteien in Deutschland, Großbritannien und anderswo dagegen ausgesprochen haben“ (474).
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Rubrizierung: 2.352.3432.3 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Vielfältiges Deutschland. Gütersloh: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38967-vielfaeltiges-deutschland_46680, veröffentlicht am 15.10.2015. Buch-Nr.: 46680 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken