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Elazar Barkan

Völker klagen an. Eine neue internationale Moral. Aus dem Amerikanischen von Axel Monte

Düsseldorf: Patmos Verlag 2002; 396 S.; geb., 24,90 €; ISBN 3-491-72461-9
Auf der Basis einer breiten Palette von Fallstudien zum Umgang mit historischer Schuld durch Entschädigung verortet Barkan den Stellenwert dieser gerade in den Jahren nach dem Ende des Kalten Krieges zunehmenden Bearbeitungs- und Bewältigungsform vergangenen Unrechts. In diesem „neuen globalen Trend der Wiedergutmachung" (8) sieht er „das Potential einer neuen internationalen Moral" (7). Dem gelegentlich unverkennbar pragmatischen Umgang mit historischem Unrecht, wie er auch einigen Wahrheits- oder Versöhnungskommissionen zugrunde liegt, steht Barkan durchaus positiv gegenüber, wenn er andererseits nicht verleugnet, dass Entschädigung auch eine „billige" Art der Entledigung oder Abrechnung begangenen Unrechts sein kann, die in manchen Fällen geradezu mit „Eifer" (24) seitens der Täter betrieben werde. Neben dem finanziellen Aspekt kommt es ihm bei der Entschädigung gerade auf die kulturelle Komponente dieses Vorgangs an. Die erkennt er etwa darin, „dass man sich der Geschichte in dem Bemühen zuwendet, eine Interpretation der Vergangenheit zu finden, der beide Parteien zustimmen können" (19). Die Bedeutung der Entschädigung für die Identitäts- und Gemeinschaftsbildung sowohl von Opfern wie von Tätern dürfe nicht unterschätzt werden. Aus dem Inhalt: Einführung: Die Entdeckung des historischen Unrechts in der internationalen Moral. I. Vermächtnisse des Zweiten Weltkrieges: 1. Der faustische Pakt: Deutsche Entschädigungszahlungen an die Juden; 2. Das amerikanische Gedächtnis: Japanische Amerikaner erinnern sich an die Internierungslager; 3. Sexsklavinnen: Die „Trostfrauen" und die Schuld Japans; 4. Raub als Gerechtigkeit: Russische Opfer und ruhmreiche Museen; 5. Nazigold und Schweizer Solidarität: Eine neue Methode, um historische Verbrechen umzuschreiben?; 6. Entschädigungen in Osteuropa: Erwünschte und unerwünschte Opfer. II. Der Kolonialismus und seine Nachwehen: 7. Die Renaissance der „Ersten Nationen": Indigene Gruppen und das pluralistische Modell; 8. Die Entschädigung der amerikanischen Ureinwohner: Land, Gebein und heilige Orte; 9. Ein ozeanisches Modell für indigene Völker: Die australischen Aborigines; 10. Die Entschädigung für Sklaverei: Eine reale Möglichkeit oder Phantasie? Schlussbetrachtung: Über eine Theorie der Entschädigung.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.23 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Elazar Barkan: Völker klagen an. Düsseldorf: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16531-voelker-klagen-an_18988, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18988 Rezension drucken