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Paul Georg Ertl / Jodok Troy (Hrsg.)

Vom "Krieg aller gegen alle" zum staatlichen Gewaltmonopol und zurück? Herrschaftliche und private Gewalt in europäischer, internationaler und ideengeschichtlicher Perspektive

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012; 209 S.; 37,80 €; ISBN 978-3-631-63003-7
In der Hobbes’schen Lesart übernimmt der Staat das Gewaltmonopol, um den „Krieg aller gegen alle“ zu beenden und eine Gesellschaft zu befrieden. Gewalt wird damit öffentlich. Dass dieses öffentliche Gewaltmonopol jedoch niemals vollständig vorhanden war, sondern daneben bis heute immer Formen von privater Gewalt existiert haben, machen die Autoren dieses Sammelbandes aus unterschiedlichen Perspektiven deutlich. Jürgen Hatzenbichler weist auf die Vorteile eines staatlichen Gewaltmonopols und die Gefahren einer Privatisierung der Gewalt hin, da Ersteres die Gewalt minimalisiere, während durch die Privatisierung ein „Gewaltmarkt“ (71) entstehe. Er beendet seinen Beitrag mit der These, dass die Privatisierung der Gewalt parallel zu der Privatisierung der Gewaltopfer gemessen werden könne. Dort, wo sich keiner mehr um die Opfer kümmere, sei die Privatisierung des Opferstatus erreicht. Andreas W. Stupka fragt, wie die europäischen Streitkräfte den neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen begegnen können. Aus seiner Sicht bedarf es für die europäischen Streitkräfte kleiner, reaktionsfähiger Battlegroups sowie einer allgemeinen Wehrpflicht, wodurch den Streitkräften eine Reserve zur Verfügung stehen würde. Ein interessantes Thema ist zudem die Rolle von privaten Militär- und Sicherheitsfirmen. Werner Freitstetter und Christian Wagnsonner plädieren aus ethischen Erwägungen dafür, deren Existenz angesichts der Angewiesenheit des Staates auf solche Firmen nicht per se zu verurteilen. Allerdings sollten deren Tätigkeiten klar begrenzt werden, indem sie nur zur Unterstützung des staatlichen Militärs dienen und nicht in aktive Kampfhandlungen involviert sein sollten. Wolfgang Braumandl-Dujardin spricht sich in seinem Artikel ebenfalls dafür aus, den Einsatz privater Sicherheitsfirmen vor dem Hintergrund der staatlichen Leistungsfähigkeit zu bewerten. Auf diese Weise sollte auch die Europäische Union angesichts substaatlicher Bedrohungen die Auslagerung der Gewalt handhaben. Dem in letzter Zeit wieder vermehrt Aufmerksamkeit zuteil gewordenen Thema der Piraterie widmet sich Andreas Th. Müller. Zunächst zeigt er auf, dass es sich hierbei nicht um ein neues Phänomen handelt. Jedoch könne ein stetiger Anstieg der Fälle von Piraterie verzeichnet werden, wodurch sich das Phänomen zu einer zentralen Herausforderung für das Völkerrecht entwickelt habe.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.25 | 4.1 | 4.41 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Paul Georg Ertl / Jodok Troy (Hrsg.): Vom "Krieg aller gegen alle" zum staatlichen Gewaltmonopol und zurück? Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35314-vom-krieg-aller-gegen-alle-zum-staatlichen-gewaltmonopol-und-zurueck_42534, veröffentlicht am 04.10.2012. Buch-Nr.: 42534 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken