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Franz Groll

Von der Finanzkrise zur solidarischen Gesellschaft. Visionen einer neuen Wirtschaftsordnung für Gerechtigkeit, Zukunftsfähigkeit und Frieden

Hamburg: VSA 2009; 222 S.; 16,80 €; ISBN 978-3-89965-356-4
Der Autor, engagiert bei Attac und der Linken, skizziert seine Vision einer ökologisch-sozialen Alternative zum neoliberalen Kapitalismus. Bis zum Spätsommer 2008 habe der Klimawandel das Zentrum politischer Debatten beherrscht, sei jedoch von der Finanzkrise verdrängt worden, erläutert Groll einführend. Dabei sei der Klimawandel anders als ein Konjunkturzyklus keine vorübergehende Erscheinung, sondern er zwinge zu grundlegenden Veränderungen. Deshalb habe der Autor auch „schon 1977 die Besteuerung aller Energierohstoffe vorgeschlagen und […] die Besteuerung aller natürlichen Ressourcen“ (8). Marktwirtschaftliche Selbstregulierung würde sich als zu langsam und schwerfällig erweisen, sodass man mit ordnungspolitischen Instrumenten eingreifen müsse. Die soziale Marktwirtschaft der Nachkriegszeit ist dazu nach Grolls Einschätzung nicht in der Lage. Auch sie unterwerfe sich dem doppelten Primat aus Wachstum und Gewinn, auch sie gewähre keine wirtschaftliche Stabilität, von direkteren Formen des Kapitalismus unterscheide sie sich lediglich „graduell“ und sei „auch deshalb kein Modell für die Zukunft“ (95). Die fünf wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einer solidarischen Gesellschaft sind für den Autor eine Reduzierung der Ungleichheit der Einkommen, eine Beschränkung der Zinsen und Gewinne, ein Spekulationsverbot, eine Beschränkung der Bankaufgaben auf Kreditvergabe und eine umfassende Kontrolle des Geldverkehrs. Einer möglichen Kapitalflucht bei derartigen Reformen begegnet Groll u. a. mit dem optimistischen Argument, dass das ins Ausland transferierte Kapital nun dort in Form von Krediten wirksam werden würde und dem Inland also wieder in Form von Exportsteigerungen zugute käme. Die heutigen Betriebsformen wie die GmbH sollen nach Groll auch in einer solidarischen Wirtschaft erhalten bleiben, jedoch sollten die „Aktiengesellschaften zu Teilhabergesellschaften umgewandelt werden“, deren „Aufsichtsgremien mehrheitlich von den Mitarbeitern gewählt werden“ (138 f.). Der Autor erhofft sich für seine Vorschläge eine breite Allianz aus Religiösen, Umweltaktivisten und Linken.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 4.43 | 4.45 | 2.261 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Franz Groll: Von der Finanzkrise zur solidarischen Gesellschaft. Hamburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30551-von-der-finanzkrise-zur-solidarischen-gesellschaft_36274, veröffentlicht am 20.05.2009. Buch-Nr.: 36274 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken