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Jan Heider

Von der Idee zur Institution: Eine soziologische Analyse des Grundeinkommens als Grundrecht

Marburg: Tectum Verlag 2012; 337 S.; pb., 29,90 €; ISBN 978-3-8288-2988-6
Diss. Hamburg; Begutachtung: D. Schmitz‑von Hülst, M. Opielka. – Auf der politischen Ebene wird die Einführung eines Grundeinkommens (GE) primär unter dem Gesichtspunkt von Armutsbekämpfung diskutiert. In deutlicher Abgrenzung zu dieser eher instrumentellen Perspektive will Jan Heider mit einer soziologisch hoch ambitionierten Studie zeigen, welche institutionellen Formen die Idee des GE annehmen und welche Konsequenzen diese für den Modus gesellschaftlicher Integration haben könnten. Als Ausgangspunkt übernimmt der Autor die vom „Basic Income European Network” verwendete Definition: „A basic income is an income unconditionally granted to all on an individual basis, without means test or work requirement” (17). Ein Leitmotiv seiner differenzierten Argumentation stellt die These Michael Opielkas (der auch die Arbeit betreut hat) dar, eine Gesellschaft mit GE sei „eine andere Gesellschaft als die heutige“ (304). Die damit gemeinte Differenz entwickelt Heider in vier Schritten. Prinzipiell verstanden müsse das GE als subjektives Grundrecht Verfassungsrang erhalten, damit würde es sich von den etablierten sozialpolitischen Interventionsformen unterscheiden, die – im Sinne F. X. Kaufmanns – auf die Bearbeitung spezifischer sozialer Problemlagen zugeschnitten sind. Als Basisinstitution würde das GE die Bedeutung des auf formale Gleichheit bezogenen Staatsbürgerstatus durch einen institutionalisierten Individualismus erweitern und so die bisher geltende Selbstbeschreibung der modernen Gesellschaft als Arbeitsgesellschaft revidieren. Die Studie ist angesichts der Fülle der herangezogenen sozialtheoretischen Bezüge, aber auch überzeugender Einzelinterpretationen (wie dem Vergleich der Inklusionsmodi von Wahllokal und Jobcenter) sehr anregend – allerdings wird die Lektüre durch des Öfteren umständliche Formulierungen erschwert. Dies dürfte auch daran liegen, dass der Autor in der Darstellung sehr eng dem eigenen – an Grundsätzen der qualitativen Heuristik ausgerichteten – Forschungsprozess folgt.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.262 | 5.41 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Jan Heider: Von der Idee zur Institution: Eine soziologische Analyse des Grundeinkommens als Grundrecht Marburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36213-von-der-idee-zur-institution-eine-soziologische-analyse-des-grundeinkommens-als-grundrecht_42946, veröffentlicht am 26.09.2013. Buch-Nr.: 42946 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken