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Bernhard Weßels / Harald Schoen / Oscar W. Gabriel (Hrsg.)

Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2009

Wiesbaden: Springer VS 2013; 578 S.; 49,99 €; ISBN 978-3-658-01327-1
Die Buchreihe „Wahlen und Wähler“ zählt aufgrund ihrer thematischen Breite und empirischen Fundierung zu den Standardwerken der Wahlsoziologie. Zu den drei Themenschwerpunkten des aktuellen Bandes zur Bundestagswahl 2009 gehören neben „Standardthemen der Wahlverhaltensforschung“ (9) im ersten Teil (zehn Aufsätze), bei denen das Hauptaugenmerk auf der analytischen Durchdringung der Bundestagswahl 2009 liegt, die „Grundfragen der Wahlsoziologie“ (249) (dreizehn Aufsätze) in Teil zwei, bei denen die Theorieprüfung im Vordergrund steht. Die dritte Säule des Sammelbandes – gewidmet dem internationalen Vergleich – fällt mit lediglich zwei Beiträgen äußerst bescheiden aus. Wer tiefgehende Auseinandersetzungen zu den Fragen sucht, welche Themenschwerpunkte diesen Urnengang dominierten (Ossip Fürnberg und Markus Steinbrecher), ob das TV‑Duell wahlentscheidend war (Jürgen und Michaela Maier sowie Thorsten Faas), warum die Volatilität mit Blick auf die Wählerwanderungsbilanzen so hoch wie selten zuvor ausfiel (Forschungsgruppe Wahlen sowie Stefan Merz und Jürgen Hofrichter) und welche Rolle die Kanzlerkandidatin Angela Merkel und der Kandidat Frank‑Walter Steinmeier spielten (Dieter Ohr, Markus Klein, Ulrich Rosar), kommt an den fundierten Analysen nicht vorbei. Einigen quantitativen Rekorden der Bundestagswahl 2009 – bis dahin geringster Stimmenanteil für Union und SPD, niedrigste Wahlbeteiligung – steht die Unscheinbarkeit in theoretischer Hinsicht gegenüber: So bestätigte die Bundestagswahl 2009 im Großen und Ganzen die gängigen Erklärungsversuche zur Nichtwahl (Bettina Westle, Thomas Schübel, Aribert Heyder), die Unterschiedlichkeit von Ost‑ und Westdeutschen (Robert Rohrschneider, Rüdiger Schmitt‑Beck, Franziska Jung) und die etablierten Ansätze zur Erklärung von Koalitionsbildungsprozessen (Eric Linhart, Susumu Shikano). Was die Analysen angeht, so reihen sie sich auch unter dem neuen Mitherausgeber Harald Schoen, der Jürgen W. Falter im Gremium ersetzt, aufgrund ihrer Faktensättigung und der perspektivischen Vielfalt hervorragend in die „Blaue Reihe“ ein, alle Aufsätze argumentieren auf einem ausgesprochen hohen methodischen und theoretischen Niveau. Aufgrund der späten Veröffentlichung – der Band erschien erst zur Bundestagswahl 2013 – wären einige Aktualisierungen dennoch wünschenswert gewesen.
Tom Mannewitz (MAN)
Dr., Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 2.332 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Tom Mannewitz, Rezension zu: Bernhard Weßels / Harald Schoen / Oscar W. Gabriel (Hrsg.): Wahlen und Wähler. Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36616-wahlen-und-waehler_44718, veröffentlicht am 16.01.2014. Buch-Nr.: 44718 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken