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Paul Windolf / Ulrich Brinkmann / Dieter Kulke

Warum blüht der Osten nicht? Zur Transformation der ostdeutschen Betriebe

Berlin: edition sigma 1999 (Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 13); 318 S.; 36,- DM; ISBN 3-89404-873-5
Die oft bemerkte Besonderheit des ostdeutschen Transformationsprozesses beruht auf der nahezu vollständigen "Kopie" des westdeutschen Institutionensystems. Dieser Transfer von Ressourcen und Institutionen, der der früheren DDR im Vergleich zu anderen osteuropäischen Transformationsgesellschaften zunächst komparative Vorteile sicherte, implizierte jedoch, "daß Ostdeutschland damit auch einige Erblasten der alten BRD importierte" (13). Von dieser These ausgehend, suchen die Autoren die Titelfrage ihres Buches zu beantworten. Freilich sind es nicht nur westdeutsche "Erblasten", sondern auch spezifische Eigenarten des Einigungsmodus selbst, die – rückblickend betrachtet – die "nachholende Modernisierung" der neuen Bundesländer belasten. Dazu gehören ebenso die von der Währungsunion beschleunigte Deindustrialisierung wie das von der Treuhandanstalt (THA) gehandhabte Privatisierungskonzept (14 ff.), das in der Hauptsache westdeutschen Konzernen die Kontrolle über ostdeutsche Betriebe erlaubte. Im Zentrum der Studie steht jedoch der durch die pauschale Übertragung des westlichen Modells erzeugte "'mismatch' zwischen Institutionen und den Problemen einer Transformationsgesellschaft" (21), der die spezifischen sozialen und kulturellen Voraussetzungen institutioneller Regelungen ignoriert. Die Untersuchung basiert auf quantitativen und qualitativen Erhebungen, die zwischen 1994 und 1996 bei Betrieben (aus dem Bestand der THA), Führungskräften und Eigentümern durchgeführt worden sind. Thematisch geht es einerseits um die Ebene der Manager (Elite-Reproduktion, berufliche Mobilität – Kapitel 3, 5, 6), andererseits um die der Betriebe (Managementkonzepte, innerbetriebliche Vertrauensstrukturen – Kapitel 7, 8). Abschließend wird die Entwicklung Ostdeutschlands mit der Tschechiens, Ungarns und Polens verglichen. Vier der neun Kapitel stellen überarbeitete Fassungen bereits publizierter Abhandlungen dar.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.342 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Paul Windolf / Ulrich Brinkmann / Dieter Kulke: Warum blüht der Osten nicht? Berlin: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9903-warum-blueht-der-osten-nicht_11677, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11677 Rezension drucken