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Astrid Bötticher

Warum Neonazis? Radikale alte und neue Rechte – ein Ideologievergleich

Marburg: Tectum Verlag 2008; 287 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9703-8
Diplomarbeit Hamburg; Gutachter: F. W. Rüb, C. Martin. – Die Autorin untersucht, was heutige Rechtsradikale von ihren Gesinnungsgenossen vor 1945 unterscheidet und stellt die Frage, ob es überhaupt sachgemäß sei, diese mit dem Prädikat „neu“ auszustatten. Umständlich führt Bötticher eingangs aus, dass das Wort neu in gewisser Weise in prädikativer Funktion verstanden werden kann, um zu betonen, dass bei der Neuen Rechten elementar neue Eigenschaften hinzugekommen sind. Sodann konstatiert sie jedoch äußerst schlicht: „‚Neu‘ ist für mich die Zeit nach 1945, alles davor ist ‚alt‘“ (16). In ihrem Vergleich alter und neuer Konstrukte des Rechtsradikalismus zum Geschichtsverständnis, Volk, Antisemitismus oder dem Verständnis von Politik und Staat wählt die Autorin nicht die Perspektive Herrschaftswirklichkeit, wie sie betont, sondern analysiert den Rechtsradikalismus als Zielkonstrukt. Für das Rassismuskonzept von Teilen der Neuen Rechten hält die Autorin fest, dass sie den Begriff der Rasse durch den der Kultur ersetzen. Der Kultur-Rassismus sei jedoch lediglich ein „Transkript alter Ideale“ (249). Bekannt ist, dass „der vorpolitische Raum“ (257) weiterhin von der Rechten als bestmögliche Ebene zu Ideologisierung wahrgenommen wird. Dies schlägt sich über die Bodenpolitik in den sogenannten „national befreiten Zonen“ nieder. Zur Privatsphäre stellt Bötticher fest, dass dieser Bereich sich „unendlich verkleinern würde, bedenkt man, dass Ehe oder Nachkommen ein im Politikkonzept der radikalen Rechten inhärenter Gedanke sind“ (259). Nach Auffassung der Autorin ist die radikale Rechte nach 1945 nicht als neu zu klassifizieren, da es ihrer Ansicht nach keine qualitative Verschiebung gab. Es ist bedauerlich, dass der Text offenbar durch keinerlei Lektorat gegangen ist, Rechtschreibfehler über Rechtschreibfehler stören den Lesefluss erheblich und ganze Seiten sind bei fortlaufender Nummerierung doppelt abgedruckt. Häufig finden sich zudem schwammig formulierte bis triviale Sätze – so identifiziert Bötticher als zentralen Unterschied, „dass die einen sich in der Herrschaftsrolle befanden und die Nachfolger nach 1945 sich in der Oppositionsrolle“ (255).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.37 | 2.35 | 2.23 | 5.3 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Astrid Bötticher: Warum Neonazis? Marburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30883-warum-neonazis_36701, veröffentlicht am 26.08.2009. Buch-Nr.: 36701 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken