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Gunnar Folke Schuppert

Wege in die moderne Welt. Globalisierung von Staatlichkeit als Kommunikationsgeschichte

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2015 (Staatlichkeit im Wandel 23); 337 S.; 36,90 €; ISBN 978-3-593-50298-4
Dieser zweite Band über die „Globalisierungsgeschichte als Governance‑Geschichte“ (16) knüpft an das zentrale Konzept des Vorgängerbandes, jenes der „verflochtenen Staatlichkeit“ (Buch‑Nr. 47879), an. Während es im ersten Band um die Analyse der Verflechtung von Personen und Institutionen ging, nimmt Gunnar Folke Schuppert nun einen „Perspektivenwechsel von verflochtenen Herrschaftsstrukturen zur Verflechtungsgeschichte als Kommunikationsgeschichte“ (17) vor, das heißt „von Erscheinungsformen institutioneller Verflechtung zu Formen und Modi der Verflechtung von Räumen, Kulturen, Werten und Ideen“ (19). Im Zentrum steht also der Zusammenhang von Verflechtung und Kommunikation in der Globalisierungsgeschichte. Schupperts grundlegende These ist, dass Verflechtungsgeschichte vor allem als Kommunikationsgeschichte geschrieben werden müsse. Das zeige insbesondere das Beispiel des Kolonialismus, der nicht nur als Welteroberung mit Waffengewalt oder durch wirtschaftliche Ausbeutung, sondern auch als ein System asymmetrischer Kommunikation beschrieben werden könne; schließlich sei es nicht nur um die Aneignung von Land, Bodenschätzen und Gewürzen gegangen, sondern auch um die „Seelen der Menschen“ (17). Die „Entstehung einer transnationalen Welt“ (311, in Anlehnung an Akira Iriye), in der wir nach Schuppert heute leben, vollziehe sich durchweg in kommunikationsgeprägten Bereichen: Transnationale Begegnungen („Kulturkontakte als Kommunikationsarenen“, 149), transnationale Missionierungen, die transnationale Ausbreitung von Ideen, Werten und Rechten sowie das Entstehen transnationaler Erinnerungen seien nichts anderes als Kommunikationsprozesse, die den klassischen Nationalstaat immer mehr zum kosmopolitischen Staat werden ließen. Kosmopolitische Staatlichkeit, so fasst es der Autor zusammen, sei „kommunikativ verflochtene Staatlichkeit“ (312). Gleichzeitig führe globale Kommunikation zu „globalen Rechtsräumen“ (30, in Anlehnung an Thomas Duve). Der dem Recht verpflichtete Staat sei zugleich ein Rechtskommunikation betreibender Staat und Teil einer sich als Rechtsgemeinschaft verstehenden Staatengemeinschaft, wie Schuppert am Beispiel der Menschenrechte zeigt: Fraglich sei aber, ob diese als „universal language“ (250) gelten könnten. Einerseits seien sie noch praktisch durchzusetzen, andererseits bedürfe es aber ihrer Übersetzung in nicht‑westliche kulturelle und religiöse Kontexte (These in Anlehnung an Doris Bachmann‑Medick). Der Autor legt eine lesenswerte Fortsetzung seines Vorgängerbandes vor, wobei er den ausführlichen Zitationsstil wiederholt und damit erneut Einblicke in die vielfältigen hier relevanten Forschungsgebiete erlaubt.
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Rubrizierung: 4.43 | 2.22 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Simon, Rezension zu: Gunnar Folke Schuppert: Wege in die moderne Welt. Frankfurt a. M./New York: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39310-wege-in-die-moderne-welt_47577, veröffentlicht am 28.01.2016. Buch-Nr.: 47577 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken