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Eva Scherwitz

Welche Wege führen nach Washington? Eine Analyse des EU-Einflusses auf die US-Politik

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Internationale Beziehungen 20); 299 S.; brosch., 52,- €; ISBN 978-3-8487-1276-2
Diss. Tübingen; Begutachtung: T. Diez. – Das Beziehungsgefüge zwischen Washington und Brüssel (verstanden als Synonym für die Europäische Union) ist gleich in mehrfacher Hinsicht hoch interessant, wie aktuell etwa die TTIP‑Verhandlungen eindrucksvoll unterstreichen. Mit dem von Francis Fukuyama behaupteten Ende der Geschichte und dem unter dem Eindruck des kollabierenden Ostblocks durch Samuel P. Huntington formulierten Kampf der Kulturen schienen die Verhältnisse geklärt. Der kulturellen, ökonomischen und militärischen Suprematie der USA hatte sich das „alte“ Europa untergeordnet, so zumindest die Lesart, die den Journalisten von den Neo‑Konservativen in Washington ab dem Jahr 2000 in die Blöcke diktiert wurde. Genau hier setzt die Arbeit von Eva Scherwitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Tübingen, an, indem sie diese Einbahnstraße infrage stellt. Wenngleich die Arbeit auch ein stärkeres theoretisches Fundament verdient hätte, so wird doch deutlich, dass sich die Autorin von der Interdependenzthematik leiten lässt. Will demnach die EU eine eigene Akteursfähigkeit erlangen, müsste sie als politisches Gebilde sichtbarer werden und, so Scherwitz, auch die eigenen Normen gegenüber den USA durchsetzen können. Dass die EU immer noch in Vielfalt geeint ist und vor allem als Wirtschaftsgemeinschaft und weniger über eine stringente Außenpolitik auf der internationalen Bühne wahrgenommen wird, erschwert die Analyse zusätzlich. Daher greift die Autorin das Modell der Normdiffusion auf und untersucht die Einflussnahme der EU auf die USA anhand einer klugen Auswahl von Fallbeispielen, um die Annahme einer funktionalen Interdependenz zwischen der EU und den USA bestätigen zu können. Diese Beispiele beziehen sich auf die Zeit der Präsidentschaft von George W. Bush, also auf die Jahre 2001 bis 2009. Ob Luftverkehr, iranisches Atomprogramm oder Klimapolitik: Scherwitz zeigt, dass Brüssel sehr wohl in Washington präsent ist. Deshalb sei diese verdienstvolle Arbeit auch und gerade all denjenigen empfohlen, die ihr (Halb‑)Wissen über diesen Teil der transatlantischen Partnerschaft vertiefen wollen oder besser müssen.
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Rubrizierung: 3.63.52.2614.454.412.644.34.2 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Eva Scherwitz: Welche Wege führen nach Washington? Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38457-welche-wege-fuehren-nach-washington_46176, veröffentlicht am 28.05.2015. Buch-Nr.: 46176 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken