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Christian Eckl

Wie unabhängig von politischen Eliten sind die Printmedien? Eine Argumentationsanalyse von innen- und außenpolitischen Debatten in deutschen Qualitätszeitungen

Online-Publikation 2014 (http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000014647/Diss-Ecklneu.pdf); 234 S.
Diss. FU Berlin; Begutachtung: H.‑J. Weiß, G. Vowe. – Die Medien prägen die Wahrnehmung der politischen Realität, aber wie stark unterliegen diese selbst dem Einfluss von politischen Eliten? Diese Frage untersucht Christian Eckl am Beispiel der deutschen Printmedien. Den theoretischen Rahmen bildet die sogenannte Indexing‑Hypothese, die der Autor im ersten Teil ausführlich darlegt. Sie besagt, dass Medientreibende sich bei der Auswahl und der Darstellung der Inhalte an offiziellen Quellen orientieren und die Haltung und Meinungen der Regierung übernehmen. Diese im US‑amerikanischen Kontext und insbesondere im Hinblick auf Debatten über Kriegseinsätze entwickelte These wendet Eckl nun auf politische Entscheidungsprozesse in Deutschland an. Da, anders als in den USA, in Deutschland die Parteien eine besondere Rolle bei der politischen Willensbildung spielen, legt der Autor eine parteienzentrierte Definition politischer Eliten zugrunde. Für seine empirische Analyse hat er vier Gesetzesdebatten ausgewählt, die verschiedene Konstellationen bezüglich einer Konsens‑ oder Dissens‑Situation zwischen der Regierung und den Koalitionsparteien, der Opposition, der Bevölkerung und den Medien abbilden: die Debatten über erstens die Beteiligung Deutschlands am Irakkrieg, zweitens das Vorziehen der Steuerreform 2003, drittens einen Bundeswehreinsatz im Kongo 2006 und viertens die Reform des Gesundheitswesens im Jahr 2006. Hierzu hat Eckl mit der Methode der Argumentationsanalyse knapp 3.000 Artikel deutscher Printmedien ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass von einem klassischen Indexing nur im Fall des Irakkriegs gesprochen werden kann. Über die Darlegung der differenzierten Ergebnisse hinaus gelangt der Autor zu verschiedenen Schlussfolgerungen über Machtverhältnisse in politischen Debatten. So lasse sich der deterministische Ansatz der Indexing‑Hypothese nicht halten. „Allein die Position der Regierung zu einer Entscheidung kann nicht erklären, in welche Richtung eine über Medien ausgetragene Debatte tendiert.“ (160) Insofern plädiert der Autor für eine Weiterentwicklung der Indexing‑Hypothese. Insgesamt sprechen die Ergebnisse gegen die „vereinfachte Vorstellung, dass Politiker sozusagen die Richtung der Debatte vorgeben, Journalisten den Konsens oder Dissens nur widerspiegeln und die Haltung der Bevölkerung keinerlei Auswirkungen hat“ (163). Vielmehr erweisen sich Medien als „Konsens‑Fabriken“, die zwischen unterschiedlichen Lagern verhandeln und so zu „Waagschalen der Gesellschaft“ (164 f.) werden.
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Rubrizierung: 2.333 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Christian Eckl: Wie unabhängig von politischen Eliten sind die Printmedien? 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39178-wie-unabhaengig-von-politischen-eliten-sind-die-printmedien_47489, veröffentlicht am 10.12.2015. Buch-Nr.: 47489 Rezension drucken