Habilitationsschrift Potsdam; Gutachter: K. H. Goetz, J. v. Deth, O. W. Gabriel, H. Kleger. – Die Frage nach den Entstehungsmöglichkeiten einer kollektiven europäischen Identität stellt Kaina vor dem Hintergrund der Entwicklungsprobleme und Legitimationsdefizite der EU. Die Literatur zu diesem Thema ist längst stark angewachsen. Dennoch liefert die Autorin sowohl auf theoretischer als auch auf empirischer Ebene neue Erkenntnisse. So erarbeitet sie ein deutlich komplexeres Konzept kollektiver Identität sowie entsprechende Operationalisierungsansätze. Zudem analysiert sie, ob gegenseitiges Vertrauen unter Fremden als funktionales Äquivalent zum mangelnden Gemeinschaftsbewusstsein der Europäer taugt. Ihre Analyse von Eurobarometer-Daten bietet zwar keine neuen Einsichten, aber viele relevante Details. Letztlich ist Kainas Fazit zur Zukunft der EU düster: Die Union stecke erstens in einem Dilemma gegensätzlicher Geschwindigkeiten. Die Integration schreite schneller voran, als ihre institutionelle Ausgestaltung. Zweitens gebe es ein Dilemma der Gleichzeitigkeit: Kollektive Identität setze mehr Demokratisierung der EU voraus, welche aber wiederum etwa Zumutungen durch Überstimmung und Umverteilung erhöhe, ohne durch einen Glauben an das Gemeinsame gedämpft zu werden. Die Arbeit bietet damit freilich keine grundlegend neuen Einsichten. Geeignet ist sie vor allem für Leser, die sich einen umfassenden Überblick über den Forschungsstand verschaffen wollen.