Geschichtswiss. Diss. Bielefeld; Gutachter: H.-U. Wehler, J. Heideking. - Den Kern der Arbeit bildet ein Vergleich der Entwicklung des Wirtschaftsnationalismus im Sinne der Idee der Nation als wirtschaftliche Einheit in Deutschland und den USA im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Wirtschaftsnationales Denken ordnet die Wirtschaft der Politik auf nationaler Ebene unter und geht vom grundsätzlichen Interessengegensatz der Nationen auf internationaler Ebene aus. Etges gelingt es in diesem Band, einem bisher wenig beachteten Teilaspekt des modernen Nationalismus in seinen Facetten herauszuarbeiten und die Wandlung dieser Denkungsart zu einem komplexen Glaubenssystem anschaulich darzustellen. Nach einer Erläuterung und Abgrenzung von Nationalismus und Wirtschaftsnationalismus geht er in den Teilen zwei bis vier auf die Entwicklung in beiden Staaten bis 1860, die deutschen Einigungskriege, den amerikanischen Bürgerkrieg als Gründung und Neugründung der beiden Nationalstaaten und die Fortsetzung der Entwicklung bis 1914 ein. Auf der Basis breiten Quellenmaterials gelingt dem Autor die Darstellung der Instrumentalisierung des Nationalismus als gezielte Ideologie zu Gunsten der wirtschaftlichen Entwicklung der beiden Staaten in der gesamten notwendigen Breite. Wie er herausarbeitet, diente diese Form des Nationalismus nicht nur der industriellen Entwicklung der beiden Nachzügler an sich, sondern auch als Basis für ihre Handels- und Militärpolitik. Gleichermaßen weist Etges aber auch die gegenseitige Durchdringung von Wirtschaft und Nation zur Durchsetzung nationaler Interessen nach.