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Marisa Mühlböck

Wirtschaftspolitik und Corporate Citizenship in Österreich. Das Potenzial von gesellschaftlichem Unternehmensengagement für mehr soziale Gerechtigkeit

Wien/Berlin: Lit 2012 (Wissenschaftliche Schriftenreihe der Wirtschaftskammer Salzburg 8; edition Verantwortung); 250 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-643-50452-4
Diss. Klagenfurt; Begutachtung: G. Haber. – Die mit dem Ziel der sozialen Gerechtigkeit verbundenen Herausforderungen im 21. Jahrhundert können nicht mehr allein von den Nationalstaaten, sondern müssen gemeinsam mit anderen Akteuren angenommen werden. Den wirtschaftlichen Akteuren kommt in der aktuellen Diskussion um soziale Gerechtigkeit dabei eine herausgehobene Position zu. Marisa Mühlböck widmet sich deshalb dem Phänomen des Corporate Citizenships in Österreich und analysiert, welche staatlichen Rahmenbedingungen und Steuerungsinstrumente auf Gewinn orientierte Unternehmen dazu bewegen, sich im Sinne des Gemeinwohls gesellschaftlich verantwortungsbewusst zu verhalten. Hierfür beleuchtet die Autorin zunächst die Systeme Staat, Gesellschaft und Wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Eigeninteresse und Gemeinwohl innerhalb des jeweiligen Systems, definiert die für sie zentralen Begriffe Gemeinwohl und soziale Gerechtigkeit und setzt sie in Beziehung zueinander. Neben diesen für ihre Untersuchung wichtigen allgemeinen Betrachtungen nimmt Mühlböck auch die trotz Globalisierung bedeutend bleibenden nationalen Wirtschaftssysteme und ‑politiken (sowie deren historische Entwicklung) in den Blick und verbindet diese Gegebenheiten mit der für Unternehmen wichtigen internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Entsprechend schreibt sie, dass eine internationale Regulierung sinnvoll sei, durch die Unternehmen, die sich gesellschaftlich verantwortlich verhalten, keinen Wettbewerbsnachteil erleiden. In ihrem empirischen Teil stützt sich die Autorin neben der Forschungsliteratur auf 33 selbst geführte Experteninterviews. Wenngleich die gezielte Erhöhung gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung bislang kaum von politischer Seite in Betracht gezogen wurde, ist – wie Mühlböck herausfindet – die Bereitschaft für einen Dialog und strategische Kooperationen vonseiten der Wirtschaft vorhanden. Insbesondere strukturelle Rahmenbedingungen wie Bildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine neue Rollenverteilung in der Gesellschaft sowie eine Vielzahl an Steuerungsinstrumenten wie Anreize, Bewusstseinsbildung, Initiativen, Partnerschaften, Hard Law und Soft Law können Unternehmen dazu veranlassen, so die Schlussfolgerung, im Sinne des Gemeinwohls zu agieren.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.4 | 2.22 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Marisa Mühlböck: Wirtschaftspolitik und Corporate Citizenship in Österreich. Wien/Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36298-wirtschaftspolitik-und-corporate-citizenship-in-oesterreich_44251, veröffentlicht am 17.10.2013. Buch-Nr.: 44251 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken