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Stephan Krüger

Wirtschaftspolitik und Sozialismus. Vom politökonomischen Minimalkonsens zur Überwindung des Kapitalismus

Hamburg: VSA 2016 (Kritik der Politischen Ökonomie und Kapitalismusanalyse 3); 567 S.; 34,80 €; ISBN 978-3-89965-674-9
Stephan Krüger skizziert einen marktwirtschaftlichen Sozialismus. Die auf Marx und Keynes basierende Abhandlung ist in fünf Abschnitte gegliedert und beginnt mit einer kritischen Bestandsaufnahme des gegenwärtigen Kapitalismus nach der globalen Finanz‑ und Wirtschaftskrise. Der Gefahr einer „undemokratischen Markt‑Gesellschaft“ (51) und der strukturellen Überakkumulation im Finanzmarktkapitalismus – übermäßige Anhäufung von Werten verhindert Profitgenerierung, Kapital verschiebt sich auf den Finanzmarkt und wirkt dort „strangulierend“ (22) auf die Wertschöpfung im produktiven Sektor – setzt der Autor mit einem „politökonomischen Minimalkonsens“ (160) zunächst ein kurzfristiges Programm zur Verbesserung der ökonomischen Situation entgegen. Im dritten Abschnitt verfolgt Krüger sein Hauptanliegen. Hier diskutiert er erst verschiedene Formen des Realsozialismus, um dann sein wichtigstes Argument zu entfalten: Die von Marx für den Kapitalismus analysierte Ware‑Geld‑Beziehung sei auch mit einer sozialistischen Wirtschaftsweise vereinbar. Zentrale Eckpfeiler einer sozialistischen Marktwirtschaft sind nach Krüger die Souveränität des Konsumenten, die Preisbildungs‑ und Investitionsautonomie sowie eine „wirtschaftsdemokratische Corporate Governance“ (388), in der die Erzielung von Gewinn gleichberechtigt neben der Schaffung humaner Arbeitsbedingungen, tariflich geregelter Entgelte und demokratischer Unternehmensentwicklung steht. Zwar obliegt dem Staat nebst Unterhaltung wichtiger Infrastrukturen die Aufgabe, das Kreditwesen zu verwalten, um es der produktiven Akkumulation unterzuordnen. Langfristiges Ziel ist aber eine überwachte Selbststeuerung der Wirtschaft und die Verwandlung staatlicher Strukturen in zivilgesellschaftliche Formen. Im vierten Abschnitt werden einige Aspekte konkretisiert und notwendige Veränderungen des internationalen (Wirtschafts‑)Systems – etwa die Schaffung einer internationalen Kunstwährung und einer Clearing Union – angesprochen. Die Erarbeitung einer „geistig‑kulturelle[n] Hegemonie“ (529) wird schließlich als Voraussetzung für die Überwindung des Kapitalismus gefordert. Das komplexe Werk ist nicht nur für Linke und marxistische Wissenschaftler_innen interessant, sondern auch für all jene, die sich fragen, wie eine Alternative zur gegenwärtigen Gesellschaft aussehen könnte.
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Rubrizierung: 2.224.433.33.52.2622.252.612.622.652.68 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Stephan Krüger: Wirtschaftspolitik und Sozialismus. Hamburg: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39708-wirtschaftspolitik-und-sozialismus_47961, veröffentlicht am 26.05.2016. Buch-Nr.: 47961 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken