Die Aufsatzsammlung umfasst neben einem einleitenden Text der Herausgeber sechs Fallstudien zur so genannten Zeit der „68er“. Sie geben einen Einblick in die Sexualkultur, die Entstehung jugendlicher Subkulturen, die Massenmedien und die Schule sowie den Zivildienst in dieser Phase der bundesdeutschen Geschichte. Die zentrale Frage des Bandes ist, in welchem Verhältnis die Ereignisse, Akteure und Veränderungen zueinander standen und in welcher Weise tatsächlich von historischen Brüchen gesprochen werden kann – oder ob nicht auch deutliche Kontinuitäten vorhanden waren. Die unterschiedlichen Aufsätze zeigen, dass wirkungsmächtige Traditionen nicht nur aus der Nachkriegszeit, sondern auch aus den Jahren vor der Zeit des Nationalsozialismus bereits in den ausklingenden 50er- und schließlich gegen Ende der 60er-Jahre unter Druck gerieten. Es fand ein Wertewandel statt, der vor allem von jungen Menschen vorangetrieben wurde. Dabei war die Studentenbewegung eine zentrale Trägergruppe. Die wichtigsten Veränderungen fanden in den Bereichen (Musik-)Kultur, Konsum und Sexualmoral statt. In negativer Hinsicht entwickelten sich aber auch der politische Radikalismus, ein übermäßiger Drogenkonsum und eine vermehrte Umweltverschmutzung. Allgemein sind die Herausgeber aber der Auffassung, dass die positiven Effekte dieser Zeit „sehr viel höher zu veranschlagen“ seien. (12) Zu den Folgewirkungen zählen sie neu gewonnene Freiheiten, ein verbreiteter Wohlstand, die Ausdifferenzierung der Lebensstile, politische Teilhabe und eine größere Legitimation des Staatswesens. Die Wandlungsprozesse dieser Zeit sind heute oft Gegenstand von zeitgenössischen Moral- und Wertediskussionen. Ein Blick auf die komplexen Zusammenhänge und die unterschiedlichen Wirkungsweisen hilft dabei, ein sehr viel differenzierteres Bild dieser Zeit zu gewinnen als es so manchen Zeitgenossen bewusst ist.