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Mark Bowden

Worm. Der erste digitale Weltkrieg. Aus dem Englischen von Thomas Pfeiffer

Berlin: Berlin Verlag 2012; 318 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-8270-1065-0
„17:52:00 ... Win2K-f ... 201212167.29 (NET.AR): Prima S.A., BUENOS AIRES“ (13) – Zeitpunkt des Eintreffens, Serverart, Herkunftsort, mit diesen Angaben tauchte im November 2008 ein neuer Computer-Wurm auf. Abgefangen hatte ihn Phil Porras, Programmdirektor des Stanford Research Institutes (SRI) International. In diesem Institut hatte 1969 einer der beiden ersten Computer gestanden, die per Datenfernübertragung verbunden wurden, „der erste Faden eines Netzes, das heute weltweit Abermillionen Rechner miteinander verbindet“ (15). Es wird von Phil Porras und vielen anderen hauptberuflichen und ehrenamtlichen Wächtern beobachtet und geschützt. Dieser Computer-Wurm aber, der bald auf den Namen „Conficker“ getauft wurde, stellte eine ungeahnte Herausforderung dar. Angenommen wurde sie von einer informellen Arbeitsgruppe einiger dieser Wächter, die sich unter dem Namen „Kabale“ (später offiziell: Conficker Working Group) zusammenfanden. Ihren Verteidigungsfeldzug gegen „Conficker“ beschreibt der Publizist Bowden als spannenden WWW-Thriller, unterfüttert mit hilfreichen Erläuterungen über Genese und Struktur des Internets. „Conficker“ nutzte eine Schwachstelle im Microsoft-Betriebssystem aus, infizierte mehrere Millionen Rechner und baute ein Botnetz auf, das bis heute eine „gigantische Konzentration an Computerkapazität“ (277) darstellt. Ein Botnetz war an sich kein neues Phänomen, dieses Ausmaß aber verdeutlichte, dass die moderne Welt einer völlig neuen Bedrohung ausgesetzt ist: Mittlerweile nutzen nicht nur Forschungseinrichtungen und Privatpersonen das Internet, angekoppelt sind ebenso die Netzwerke von Unternehmen sowie die öffentliche Infrastruktur. Ein Angriff über ein großes Botnetz könnte daher einen immens großen wirtschaftlichen oder sogar sicherheitsrelevanten Schaden verursachen. Wer „Conficker“ programmiert hat und zu welchem Zweck, ist nach wie vor unklar, der angekündigte Termin einer Aktivierung des Botnetzes verstrich – vielleicht auch angesichts einer konzertierten internationalen Abwehraktion – ohne unmittelbare Folgen. Aber für die Zukunft können, so macht Bowden deutlich, weder eine kriminelle Nutzung noch Spionage ausgeschlossen werden; auch ein virtueller Angriff auf ein Land (wie aus anderer Quelle bereits auf Estland und Georgien geschehen) ist denkbar. In der Darstellung sticht deshalb besonders hervor, wie unvorbereitet die US-Regierung auf diesen möglichen Web-Angriff reagierte – „‚Null Beteiligung, null Aktivität, null Wissen“ (279). Inzwischen haben die USA umgedacht, so Bowden. In einem Strategiepapier des Pentagons vom Juni 2011 werde „jeder Angriff auf wichtige Computernetzwerke, der zivile Todesopfer fordere, als ein gegen die Vereinigten Staaten gerichteter kriegerischer Akt definiert“ (281).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.45 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Mark Bowden: Worm. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34950-worm_42032, veröffentlicht am 07.06.2012. Buch-Nr.: 42032 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken