Wozu brauchen wir noch den Sozialstaat? Der deutsche Sozialstaat im Urteil seiner Bürger
In weiten Teilen der Debatte über den Wohlfahrtsstaat - ob von politischen und wirtschaftlichen Eliten oder innerhalb der Wissenschaft geführt - werden Effizienz- und Legitimationsprobleme dieses für moderne Demokratien wesentlichen institutionellen Arrangements hervorgehoben. Die mit Mitteln der Fritz Thyssen Stiftung geförderte Untersuchung setzt sich auf der Grundlage von Sekundäranalysen repräsentativer Umfragen (ALLBUS, ISSP, Politbarometer) mit der Frage auseinander, ob der wohlfahrtsstaatliche Konsens bedroht ist - soweit sich das auf der Ebene von Einstellungen gegenüber den Zielen des Wohlfahrtsstaats messen lässt. Nach einer Diskussion alternativer Erklärungsansätze hinsichtlich der relevanten Einstellungsfaktoren entwickeln die Autoren ein Gesamtmodell mit den drei Dimensionen: Sozialisationserfahrungen, sozioökonomische Interessen, Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage. Auf der Basis faktoranalytischer Verfahren soll die Datenauswertung - bezogen auf den Zeitraum 1985-1996 - drei Aspekte behandeln: 1. Unterschiedliche Ausprägungen wohlfahrtsstaatlicher Einstellungen innerhalb der alten beziehungsweise der neuen Bundesländer, 2. relevante Differenzen zwischen alten und neuen Bundesländern und 3. Entwicklung wohlfahrtsstaatlicher Einstellungen im Zeitablauf. In der zusammenfassenden Diskussion ihrer Befunde betonen die Autoren, dass der Wohlfahrtsstaat nach wie vor mit einem hohen Maß an Zustimmung rechnen kann, allerdings variiere die Unterstützung doch erkennbar "entlang unterschiedlicher sozioökonomischer Interessen" (158).
Inhaltsübersicht: 1. Der Sozialstaat in der Krise; 2. Konzeptualisierung wohlfahrtsstaatlicher Einstellungen; 3. Erklärung wohlfahrtsstaatlicher Einstellungen; 4. Daten und Methoden; 5. Wie beurteilen die Bürger den bundesdeutschen Wohlfahrtsstaat?; 6. Wie lassen sich die Einstellungen der Bürger zum bundesdeutschen Wohlfahrtsstaat erklären?; 7. Zerfällt der wohlfahrtsstaatliche Konsens?