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Lothar Harles / Dirk Lange (Hrsg.)

Zeitalter der Partizipation. Paradigmenwechsel in Politik und politischer Bildung?

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2015 (Schriftenreihe der DVPB); 268 S.; 22,- €; ISBN 978-3-89974833-8
Äußerst vielschichtig präsentiert sich dieser Sammelband. Aufgeteilt in drei Themenblöcke – Theorie, Didaktik und Praxis – befassen sich die Autor_innen in insgesamt 30 Beiträgen aus zahlreichen fachwissenschaftlichen und didaktischen Perspektiven mit der Partizipation. Angesprochen werden dabei aktuelle Debattenstränge wie Ungleichheit, Online‑Aktivismus, Legitimation und Nachhaltigkeit. Im Theorieteil werden von einem sehr grundlegenden ersten Artikel ausgehend die einzelnen Problembereiche von Partizipation angesprochen. Dabei wird auf die Frage des Disengagements ebenso eingegangen wie auf den Legitimationsverlust durch den Wandel zu einer libertären Demokratie und die Frage der fehlenden Zeit, die nötig wäre, um echte Partizipation zu ermöglichen. Dem Überthema entsprechend laufen dabei letztlich viele Probleme auf die Frage nach Legitimität und Repräsentativität hinaus. Ausgehend von Colin Crouchs viel beachteter These der Postdemokratie von 2005, nach der das derzeitige Herrschaftssystem vieler westlicher Staaten tatsächlich eine Elitenherrschaft ist, die eher der Feudalherrschaft des 19. Jahrhunderts als dem Idealbild eines demokratischen Systems ähnelt, wird in den ersten beiden Blöcken das Thema Partizipation durchaus kritisch betrachtet. An mehreren Stellen wird dabei auf die Postdemokratie rekurriert – der einleitende Beitrag, der keinem der drei Themenblöcke zugeordnet ist, stammt zudem von Crouch selbst. In ihm fasst er seine Thesen zusammen und beendet den Text mit der Erkenntnis, dass postdemokratische Strukturen immerhin zu einer Ausweitung zivilgesellschaftlichen Engagements geführt hätten. Weiterhin wird sowohl in der Beitragsauswahl in den ersten beiden Blöcken als auch im Grundtenor der meisten Aufsätze eine gut begründete Skepsis gegenüber der tatsächlichen Sinnhaftigkeit derzeitiger Partizipationsmuster und ‑möglichkeiten deutlich. Zum Beispiel warnen Andreas Eis et al. ausdrücklich vor „pseudopartizipatorischen Alibiveranstaltungen“ und schlagen stattdessen vor, Kindern in der politischen Bildung nicht zu verschweigen, dass „ihre Stimme letztlich nicht zählt“ (155), und anhand dieser Erkenntnis gemeinsam nach Alternativen zu suchen. Der Praxisblock umfasst zum Teil sehr kurze Erfahrungs‑ und Projektberichte, die mitunter nur eine Länge von zwei Seiten haben und deren Lektüre nur einen begrenzten Erkenntnisgewinn bietet. Insgesamt vermitteln aber besonders die Artikel der ersten beiden Blöcke einen konzentrierten Überblick zu aktuellen Debatten über Partizipation und die damit verbundenen Problemstellungen.
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Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.23 | 2.35 | 2.325 | 2.24 | 2.331 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Tim Hartung, Rezension zu: Lothar Harles / Dirk Lange (Hrsg.): Zeitalter der Partizipation. Schwalbach/Ts.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38627-zeitalter-der-partizipation_47173, veröffentlicht am 09.07.2015. Buch-Nr.: 47173 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken