Diss. Oldenburg. – Der Autor befasst sich mit den öffentlichen Debatten der Parlamente und der Berichterstattung in den Medien in der alten Bundesrepublik. Dabei stellt sich heraus, dass der gesellschaftliche Diskurs von einem mit zahlreichen Klischees durchsetzten Antiziganismus geprägt ist. Da diese rassistisch motivierte Abgrenzung über Attribute wie Schmutz, Kriminalität und moralische Verkommenheit vonstatten geht, sind damit auch politisch-normative Prinzipien der Bundesrepublik berührt. Die Untersuchungsperspektive reicht von 1947 bis in die achtziger Jahre. Ein erstes überraschendes Ergebnis ist, dass es kaum öffentliche Konflikte über den Antiziganismus oder Empörung über konkrete Fälle von Diskriminierung in den Parlamenten oder Medien gab und somit die Frage aufgeworfen wird, warum dies ausgeblieben ist. Für eine fortwährende Diskriminierung macht Hedemann einen blinden Fleck im homogenisierenden liberalen Denken selbst verantwortlich. Der Autor begründet: „Der Liberalismus verfestigt solche Exklusionen dadurch, dass er unfähig ist, Grenzziehung zu thematisieren“ (283), denn mithilfe demokratischer Verfahren könnten allein innergesellschaftliche Probleme gelöst werden. Es handelt sich nach Auffassung Hedemanns um ein aktuelles Problem, bei dem es noch keine Vergangenheitsbewältigung gegeben habe und zu dessen Lösung sowohl das Recht als auch das Eigenbild der Gesellschaft in ihrer Genese freigelegt werden müssen.