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Jürgen Schmidt

Zivilgesellschaft. Bürgergesellschaftliches Engagement von der Antike bis zur Gegenwart. Texte und Kommentare

Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2007 (rowohlts enzyklopädie); 352 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-499-55687-6
Dem Begriff Zivilgesellschaft begegnet man beinahe täglich; in politischen Reden, journalistischen Kommentaren und auch in der Wissenschaft ist er zu einem beliebten Schlagwort und Sammelbegriff für jegliches nicht-staatliche, nicht-profitorientierte, aber auch nicht-private Engagement von Bürgerinnen und Bürgern geworden. Mit dieser populären und schon inflationären Verwendung eines Begriffs scheint seine ursprüngliche Bedeutung wenn nicht verloren gegangen, so doch erheblich differenziert und schließlich ungenau worden zu sein. Deshalb ist es umso lobenswerter, dass sich Schmidt vom Wissenschaftszentrum Berlin der Aufgabe angenommen hat, einen Blick zurück auf die historischen Wurzeln der Zivilgesellschaft zu werfen. Er legt die bislang einzige deutschsprachige Quellensammlung zum Thema vor und verfolgt die Traditionen und Veränderungen des Begriffs von der Antike bis zur Gegenwart. Anhand von rund 70 chronologisch geordneten und in Themenkomplexe zusammengefassten kurzen Auszügen aus wissenschaftlichen Abhandlungen von Theoretikerinnen und Theoretikern wie Hobbes, Rousseau oder Luxemburg sowie aus Reden von politischen Akteuren wie Gerhard Schröder oder George W. Bush und aus Grundsatzerklärungen wie der Charta 77 oder der Charta des Weltsozialforums führt Schmidt in das Zivilgesellschaftskonzept ein. Ob die jeder Quelle vorangestellten Kürzestkommentare allerdings genügen, um Verbindungslinien, gegenseitige Beeinflussungen und den Entstehungs- wie Bezugsrahmen der Texte hinreichend zu erfassen, sodass es den Leserinnen und Lesern möglich ist, „sich ein eigenes Bild vom Bedeutungswandel des Zivilgesellschaftsbegriffs zu verschaffen“ (19), wie es das Buch intendiert, ist fraglich. Der interessanten, aber viele Interpretationsmöglichkeiten des Begriffswandels nur anschneidenden Einleitung von Schmidt mehr Raum zu geben, wäre vielleicht für die Lektüre der Quellensammlung hilfreich gewesen. Als Nachschlage- und Referenzwerk ist das Buch jedoch unentbehrlich.
Tamara Ehs (TE)
Dr. phil., Politikwissenschaftlerin am IWK Wien und Lehrbeauftragte an der Universität Salzburg (http://homepage.univie.ac.at/tamara.ehs/)
Rubrizierung: 2.2 | 5.3 | 5.42 | 2.35 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Tamara Ehs, Rezension zu: Jürgen Schmidt: Zivilgesellschaft. Reinbek bei Hamburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27853-zivilgesellschaft_32716, veröffentlicht am 03.12.2007. Buch-Nr.: 32716 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken