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Golo M. Bartsch

Zukunftsraum Arktis. Klimawandel, Kooperation oder Konfrontation?

Wiesbaden: Springer VS 2015 (essentials); 40 S.; 9,99 €; ISBN 978-3-658-09262-7
Der Klimawandel in der Arktis vollzieht sich etwa doppelt so schnell wie in den südlicheren Breitengraden; Prognosen zufolge wird das Polarmeer bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts „im Sommer annähernd eisfrei sein“ (5), schreibt Golo M. Bartsch. Die voranschreitende Eisschmelze hat nicht nur dramatische Veränderungen der Lebensbedingungen für Flora und Fauna zur Folge, sondern ist auch mit Hoffnungen auf die Erschließung neuer Erdgas‑ und Erdölvorräte verbunden. Das vermutete große Rohstoffpotenzial der Arktis wirft Fragen nach der politischen Zukunft der Region auf, denen sich der Autor aus sicherheitspolitischer Perspektive widmet. Für Bartsch sind Vorstellungen von einem „Goldrausch“ und „einem konfrontativen Wettlauf um die Ressourcen der tauenden Arktis“ (17), wie sie mancherorts prophezeit werden, schon allein aufgrund der unwirtlichen Bedingungen unrealistisch. Vielmehr zeige sich an bereits bestehenden Förderprojekten wie beim Gasfeld „Shtokman“ eine bemerkenswerte „grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen russischen und westlichen Wirtschaftsakteuren“ (15). Zudem ist, wie der Autor im nächsten Schritt weiter ausführt, die Arktis kein rechtsfreier Raum. Der Arktische Rat und das verbindliche Recht des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen stehen einem regellosen Wettlauf „getreu dem Recht des Stärkeren“ (22) entgegen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sei eine „geregelte Kooperation der Anrainerstaaten zur erprobten Praxis in der Arktis geworden“ (29). Die Bedeutung einer verstärkten militärischen Präsenz der Küstenstaaten und insbesondere Russlands relativiert der Autor. Im Zuge der Ukraine‑Krise vermenge Russland zwar sein „wirtschaftliches Kooperationsbedürfnis mit nationalistischer Symbolpolitik“, doch sei die „Gefahr einer russischen Aggression in der Arktis“ (29) kaum gegeben. Der Klimawandel wird die Region weiterhin enorm verändern, ihre politische Stabilität wird sie dem Autor zufolge bewahren können. Er hat zur arktischen Sicherheitspolitik promoviert und legt, dem Anspruch der Reihe folgend, in äußerst konzentrierter Form seine wesentlichen Argumente dar, was allenfalls für eine erste Annäherung an das Thema dienlich ist.
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Rubrizierung: 4.45 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Golo M. Bartsch: Zukunftsraum Arktis. Wiesbaden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39371-zukunftsraum-arktis_47619, veröffentlicht am 11.02.2016. Buch-Nr.: 47619 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken