
Zur Aktualität von Judith Butler. Einleitung in ihr Werk
Wer in den Diskussionen zur feministischen Theorie oder Subjektphilosophie auf Höhe der Zeit bleiben will, kommt um Judith Butler schwerlich herum. Die Autorin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Humboldt Universität Berlin, präsentiert eine gelungene Einführung in das bisher erschienene Gesamtwerk Butlers. Den Zugang zu diesem mitunter hermetisch anmutenden Stoff schaffen drei „Schlüsselbegriffe“ (16) aus Butlers Philosophie, die jeweils im Zentrum eines der drei Hauptkapitel des Buches stehen und deren unterschiedliche Gewichtung in den verschiedenen Schaffensphasen Butlers auch die sukzessive Verschiebung ihrer Blickrichtung verdeutlicht: Performativität, Melancholie und Ansprechbarkeit. In diesen Kapiteln richtet sich der Blick zunächst auf die Konzeption von Gender und Geschlecht, die mit diesen Begriffen verbunden ist, um dann den Fokus auf den Subjektbegriff sowie die Möglichkeiten von Widerstand und (Gesellschafts-)Kritik auszuweiten. Besondere Betonung kommt dabei dem Konzept der Melancholie zu, die als „Kern der Butler’schen Theorie“ (88) ausgemacht wird, da es das Verhältnis von Subjektivität und gesellschaftlicher Normierung klärt. Diesen drei Hauptkapiteln vorangestellt ist eine für die weitere Lektüre hilfreiche „Leseanleitung“ (35), die Butlers Sprachverständnis und ihre damit zusammenhängende Schreibweise, sowie die für sie zentralen Methoden der Genealogie und Dekonstruktion beleuchtet. Abgerundet wird der Band durch jeweils ein Kapitel zu Butlers Werdegang und ihrer Rezeption, welches allerdings vor allem auf den deutschen feministischen Kontext konzentriert ist. Insgesamt ergibt sich so eine niveauvolle und doch gut lesbare Einführung, von der man sich an einigen Stellen lediglich noch eine vermehrte Einbeziehung kritischer Aspekte erhofft hatte.