Auch der zweite, weitaus schmalere Band der Studie beschreibt und analysiert verfassungsrechtliche und reale Defekte des politischen Systems Russlands. Die Autoren nehmen dabei die inhaltlich-konzeptionelle politische Führung von Gorbatschow bis Putin, die Rolle der Parteien im politischen Prozess sowie das Parteiensystem als solches, die Entwicklung der föderativen Ordnung und der zivilen Gesellschaft Russlands in den Blick. Die Beiträge von Michaleva (Luchterhandt), Heinemann-Grüder und Bister bewegen sich durchaus auf dem Niveau der Argumentation aus dem ersten Band (siehe in diesem Heft und in dieser Rubrik). Kenntnisreich und detailliert wird die Entwicklung für den jeweiligen Untersuchungsgegenstand von Jelzin bis Putin dargelegt. Allein der Beitrag von Shevtsova erinnert aufgrund der Sparsamkeit an Belegen im Fußnotenapparat eher an ein Thesen- oder Diskussionspapier als an einen fundierten wissenschaftlichen Beitrag. Leider hat der Herausgeber auf einen einleitenden oder/und abschließenden Artikel verzichtet, der die Ergebnisse der einzelnen Aufsätze hätte zusammenführen und mit der Argumentation aus dem ersten Band verknüpfen können. So fehlt es - obwohl sich das Stichwort "defekte Demokratie", das im ersten Band auf breiter theoretischer Grundlage entwickelt wird, thematisch wie ein roter Faden durch alle Beiträge des zweiten Bandes zieht - der Gesamtstudie ein wenig an Zusammenhalt. Inhalt: Lilia Shevtsova: Leadership in Postcommunist Russia (11-38); Galina Michaleva (Luchterhandt): Die Entwicklung der Parteien und des Parteiensystems im postsowjetischen Russland (39-78); Andreas Heinemann-Grüder: Föderalismus in Russland (79-114); Anita Bister: Handlungsspielräume der zivilen Gesellschaft in Russland (117-167).