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Niels-Jakob W. Küttner

Zur Zukunft des Mercosur. Sechs Typen rechtlicher Staatenintegration

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Düsseldorfer Schriften zu Internationaler Politik und Völkerrecht 11); 254 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8329-7447-3
Rechtswiss. Diss. Düsseldorf; Begutachtung: A. Lorz, L. Michael. – Niels‑Jakob Küttner entwickelt eine Typologisierung regionaler Integrationssysteme als „genuin juristisches Werkzeug“ (28) für die bisher interdisziplinär geprägte Analyse des Regionalismus. Sein rechtswissenschaftliches Modell ergänzt die bereits bestehenden ökonomischen und politologischen Klassifizierungen und leistet einen Beitrag zur juristischen Grundlagenforschung. Die Systematik legt „den sachlogischen Zusammenhang zwischen der aus dem Gründungsmotiv erwachsenden Aufgabe und den rechtlichen Normen und Institutionen“ (89) dar, weshalb Küttner insbesondere die Kriterien Institutionalisierung und Entscheidungsfindung berücksichtigt. So entwickelt er sechs Modelltypen multilateral‑gestützter, mitgliedstaatlich‑delegierter oder souverän‑delegierter Integration. Nach dem sehr fundierten theoretischen Teil stellt der Autor den lateinamerikanischen Mercosur (Gemeinsamer Markt des Südens, spanisch: Mercado Común del Sur) als Gegenstand der exemplarischen Typologisierung vor; im Vordergrund stehen dabei die rechtlichen Rahmenbedingung sowie die Institutionen. Küttner ordnet ihn in das Modell einer qualifiziert‑multilateralen Integration ein, mit deutlichen Elementen von mitgliedstaatlich‑delegierter Integration. Diese Elemente zeigen laut Küttner schon die Entwicklungsrichtung des Mercosur für die folgenden Jahrzehnte auf; die Typologie dient somit nicht nur der Verortung des Status quo, sondern auch als Entwicklungsbarometer. Im dritten Teil beschäftigt er sich mit eben diesen Perspektiven für den Mercosur, ausgehend von der „Integrationstauglichkeit“ (199) der Mitgliedstaaten, und zeigt Handlungsempfehlungen auf. Küttner bescheinigt dem Mercosur gute Chancen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung, sieht aber auch eine „,kognitive Dissonanz‘ zwischen rechtlichem Anspruch und politischer Wirklichkeit“ (223). Der sehr konzise Ausblick hätte nach den gründlichen Ausarbeitungen der Typologie und der Verortung des Mercosur in derselben gerne ausführlicher ausfallen dürfen. Küttner gelingt es aber, die Rolle des Rechts als Integrationsmotor herauszustellen, die er vor allem darin sieht, „die starke Volatilität politischen Wirkens und politischer Aussagen auszugleichen“ (79).
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 4.3 | 4.5 | 2.65 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Niels-Jakob W. Küttner: Zur Zukunft des Mercosur. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/220-zur-zukunft-des-mercosur_43645, veröffentlicht am 02.05.2013. Buch-Nr.: 43645 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken