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Detlef Bald / Hans-Günter Fröhling / Jürgen Groß / Claus Freiherr von Rosen (Hrsg.)

Zurückgestutzt, sinnentleert, unverstanden: Die Innere Führung der Bundeswehr

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 187); 170 S.; brosch., 32,- €; ISBN 978-3-8329-3508-5
Mit diesem Band werden Ergebnisse der 2006 im Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg eingerichteten Forschungsgruppe „Demokratisierung von Streitkräften im Kontext europäischer Sicherheit“ präsentiert. Aus Anlass des Befunds vom „Verfall der Inneren Führung“ und explizit „abweichend von der herrschenden Meinung in der Bundeswehr und in ihrem politischen Umfeld“ (23), so Jürgen Groß, legen die Autoren Analysen vor, die sämtlich ein Plädoyer für eine grundlegende Reform der Inneren Führung und „gegen ihre fortgeschrittene Sinnentleerung, gegen ihre Loslösung von ihrem gesellschaftspolitischen Bezug, gegen ihre Zurückstutzung auf ein bloßes technisches [...] Führungs- oder Motivationskonzept“ (25) darstellen. Hans-Günter Fröhling untersucht die Problematik der demokratischen Kontrolle der Streitkräfte am Exempel der Aufstellung des Kommandos Spezialkräfte (KSK). Er kritisiert insbesondere die Geheimhaltungspraxis nach abgeschlossenen Einsätzen. Diese leiste nicht nur Spekulationen und Misstrauen der Öffentlichkeit Vorschub, sondern untergrabe zudem die parlamentarische Kontrolle. Eine Lösung sieht er in einer Präzisierung des Parlamentsbeteiligungsgesetzes zu den Spezialkräften. Jürgen Rose versucht für die in den anderen Aufsätzen aufgezeigten eklatanten Defizite konkrete Lösungsvorschläge anzubieten, denn: „Unter der Devise Kampfmotivation haben politische und militärische Führung seit den 1980er Jahren in weiten Teilen der Bundeswehr in bewusster Abgrenzung vom gesellschaftlichen Wertepluralismus ein traditional geprägtes, wehrmachtsinspiriertes militärisches Selbstverständnis durchgesetzt“ (143). So müsse u. a. das Bild des Staatsbürgers in Uniform das eines etablierten Kämpferkultes aus vermeintlicher Professionalisierung wieder ablösen, zudem müsse einer „Entintellektualisierung“ (155) des Offizierskorps entgegengewirkt werden.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.324 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Detlef Bald / Hans-Günter Fröhling / Jürgen Groß / Claus Freiherr von Rosen (Hrsg.): Zurückgestutzt, sinnentleert, unverstanden: Die Innere Führung der Bundeswehr Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29502-zurueckgestutzt-sinnentleert-unverstanden-die-innere-fuehrung-der-bundeswehr_34928, veröffentlicht am 30.09.2008. Buch-Nr.: 34928 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken