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Joseph Jung (Hrsg.)

Zwischen Bundeshaus und Paradeplatz. Die Banken der Credit Suisse Group im Zweiten Weltkrieg. Studien und Materialien

Zürich: Neue Zürcher Zeitung 2001; 855 S.; Ln., 32,- €; ISBN 3-85823-907-0
In den Neunzigerjahren wurde die Schweiz erneut von den Schatten des Zweiten Weltkriegs eingeholt. Ausgehend von den Vorwürfen gegen die Schweizer Banken bezüglich ihres Umgangs mit "nachrichtenlos" gewordenem Vermögen setzte eine Diskussion über die Rolle des Landes in der Zeit des Nationalsozialismus ein. Daraufhin entschloss sich die Credit Suisse Group (CSG), ihre Geschichte transparent zu machen und beauftragte hierzu eine interdisziplinäre Forschergruppe unter Leitung des Historikers Jung. Die Studien dieser Expertengruppe wurde zusätzlich durch Beiträge von Gastautoren (Maissen, Frener und Mast) ergänzt. Auf der Basis einer systematischen Auswertung von Dokumenten des eigenen Firmenarchivs, von Auslandsarchiven sowie durch Gespräche mit Zeitzeugen werden die unternehmerischen Tätigkeiten von Gesellschaften der heutigen Bankengruppe - vor allem die Schweizerische Kreditanstalt, die Schweizerische Volksbank und die Bank Leu - während des Zweiten Weltkriegs beleuchtet. Der Band dokumentiert die Resultate dieses mehrjährigen Projekts, das eine schonungslose Aufarbeitung der Verzahnung des schweizerischen Bundesstaates und seines Behördenapparates mit der Privatwirtschaft im Kontext des Krieges bieten will. Dargestellt werden die internationalen Geldströme und die Geschäftsbeziehungen der CSG-Institute zu Deutschland sowie zu den USA und es geht um die Vermögenswerte von Flüchtlingen in der Schweiz. Es werden Fragen zur Bedeutung des schweizerischen Bankenplatzes gestellt und die Kunstdrehscheibe Schweiz sowie ihr Verhältnis zum Kunstraub durch den Nationalsozialismus analysiert. Auch der Goldhandel im Zweiten Weltkrieg wird in die Untersuchung einbezogen. Hervorzuheben ist die ansprechende Gestaltung des Buches: In farblich abgesetzten Textkästen werden Begriffe oder Dokumente ausführlich erläutert und Fallbeispiele präsentiert. Zahlreiche Tabellen und Grafiken sowie eine Chronologie der Ereignisse, ein Literaturverzeichnis und ein Register ergänzen den Band, der aufgrund seiner Materialfülle als wahre Fundgrube bezeichnet werden kann. Inhalt: Joseph Jung: Die Banken der Credit Suisse Group im Zweiten Weltkrieg: Ein Überblick (9-35); Internationale Geldströme in den 1930er Jahren; Geschäftsbeziehungen von SKA, SVB, Bank Leu und SBKA mit Kunden in Deutschland (67-189); Eine Studie der Credit Suisse Group: Goldhandel von SKA, SVB, Bank Leu im Zweiten Weltkrieg (191-273); Thomas Maissen: Die Raubgoldproblematik 1933-1955 (275-320); Bedeutung des Goldes in Geschichte und Ökonomie. Ein Interview mit Alois Bischofberger (321-329); Eine Studie der Credit Suisse Group: Mandate der Fides Treuhand-Vereinigung 1934-1942: Sperrmarkliquidation, Hotelsanierung, Kunstgeschäfte (331-370); Matthias Frener: Kunst aus Nazi-Deutschland in der Schweiz (371-427); Eine Studie der Credit Suisse Group: Die Schweizerische Kreditanstalt im Spannungsfeld der schweizerisch-amerikanischen Finanzbeziehungen 1941-1953 (429-549); Eine Studie der Credit Suisse Group: Umgang mit nachrichtenlosen Vermögen: Das Beispiel SKA, SVB und Bank Leu (553-624); Eine Studie der Credit Suisse Group: Vermögenswerte der Zivilflüchtlinge in der Schweiz: Das Treuhandmandat der SVB im Zweiten Weltkrieg (625-766); Hans Mast: Der Bankenplatz Schweiz im Zweiten Weltkrieg (767-790).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.5 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Joseph Jung (Hrsg.): Zwischen Bundeshaus und Paradeplatz. Zürich: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17340-zwischen-bundeshaus-und-paradeplatz_19952, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19952 Rezension drucken