Geschichtswiss. Diss. Halle-Wittenberg; Gutachter: M. G. Müller, M. Schulze Wessel. – „Eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche liegt darin, Frieden und Versöhnung zu stiften. [...] Dieser Aufgabe wurde die Kirche in Bezug auf das deutsch-polnische Konfliktverhältnis in ersten Nachkriegsjahrzehnt nicht gerecht.“ (377) Für ein Umdenken habe man sehr viel Zeit gebraucht, schreibt der Autor als Fazit seines systematischen Vergleichs. Das deutsch-polnische Verhältnis hatte 1945 einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Auf westdeutscher Seite wurden in den ersten Jahren nach Kriegsende die NS-Verbrechen an den Polen tabuisiert oder verharmlost. Als entscheidendes Hindernis für die Normalisierung der Beziehungen wurde die Vertreibungs- und Grenzfrage betrachtet. In der katholischen Kirche Polens findet der Autor zwar erste Anzeichen für eine mögliche Annäherung, insgesamt gab es aber nur vereinzelte Versöhnungsinitiativen. Angesichts von Repression und Verfolgung durch das stalinistische System sei die Kirche praktisch nicht in der Lage gewesen, sich um die Beziehungen zu deutschen Christen zu kümmern, schreibt er. Diese Kirchenverfolgung und der Posener Arbeiteraufstand, aber auch persönliche Kontakte hätten dann aber dazu beigetragen, die Vorurteile deutscher Christen abzubauen. Eine spürbare Veränderung der deutsch-polnischen Kirchenbeziehungen wurde aber erst möglich, nachdem sich die politischen Verhältnisse in Polen etwas liberalisiert hatten. Wegweisend war erst der Brief, den die polnischen Bischöfe 1965 an ihre deutschen Amtsbrüder schickten und in dem sie Vergebung gewährten und um Vergebung baten.