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Jonas Wolff / Hans-Joachim Spanger / Hans-Jürgen Puhle (Hrsg.)

Zwischen Normen und Interessen. Demokratieförderung als internationale Politik

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Studien der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung 20); 345 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-8329-7873-0
„Warum, inwiefern und unter welchen Bedingungen zielen demokratische Staaten in ihrer Außen‑ und Sicherheitspolitik darauf, autoritäre Regime zu demokratisieren und junge Demokratien zu festigen?“ (11) Diese Frage war Gegenstand einer theoriegeleiteten und komparativen Forschungskooperation der Hessischen Stiftung Friedens‑ und Konfliktforschung und des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Frankfurt a. M., deren Ergebnisse in diesem Band präsentiert werden. Von dem Befund ausgehend, dass die Praxis der Demokratieförderung keinem universalen Konzept folgt, sondern durch eine breite Varianz geprägt ist, stehen die Bestimmungsfaktoren der Demokratieförderung im Mittelpunkt der Analysen. Sechs Faktoren werden im ersten Teil theoretisch hergeleitet: relative Macht, Sicherheitsinteressen, Wirtschaftsinteressen, gesellschaftliche Partikularinteressen, politische Kultur, internationale Norm. In den 12 Fallstudien des zweiten Teils analysieren die Autoren diese dann am Beispiel der Demokratieförderung der USA und Deutschlands gegenüber den sechs Nehmerländern Bolivien, Ecuador, der Türkei, Pakistan, Belarus und Russland. Gefragt wird jeweils nach der Bedeutung der einzelnen Bestimmungsfaktoren und ihrem Zusammenwirken. Ein besonderes Interesse gilt dem Umgang der Geberländer mit den hieraus resultierenden Zielkonflikten. Hierbei werden USA dem Idealtypus des Freiheitskämpfers zugeordnet, während Deutschland als Zivilmacht eingestuft wird. Mit den ausgewählten Nehmerländern ergibt sich insgesamt ein „breites Spektrum unterschiedlicher Konfigurationen“ (32 f.) der Bestimmungsfaktoren. Zudem wurden die Perzeptions‑ und Reaktionsmuster der Geberländer entlang der verschiedenen Dimensionen der Demokratieförderung (internationale Beobachtung, entwicklungspolitische Demokratieförderung, Diplomatie, Konditionierung internationaler Zusammenarbeit) ausdifferenziert. Diese breite Forschungsperspektive richtet den Blick auf die vielfältigen Ausprägungen der Demokratieförderpolitik, die „sich nicht in dichotomischen […] oder linearen […] Skalen abbilden [lassen]“ (289). Allgemein bestätigen die Analysen zwar den Befund, „dass demokratiebezogene Ziele in den Hintergrund treten, wenn sie mit außenpolitischen Interessen kollidieren“ – dies dürfe aber nicht, schreibt Jonas Wolff in seinem vergleichenden Resümee, „als schlichte Durchsetzung interessengesteuerter ‚Realpolitik‘“ (296) verstanden werden.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.2 | 2.62 | 2.63 | 2.65 | 2.68 | 2.64 | 4.21 | 4.22 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Jonas Wolff / Hans-Joachim Spanger / Hans-Jürgen Puhle (Hrsg.): Zwischen Normen und Interessen. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35683-zwischen-normen-und-interessen_43090, veröffentlicht am 07.03.2013. Buch-Nr.: 43090 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken