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Johannes Raschka

Zwischen Überwachung und Repression - Politische Verfolgung in der DDR 1971 bis 1989. Hrsg. von Eberhard Kuhrt in Verbindung mit Hannsjörg F. Buck und Gunter Holzweißig im Auftrag des Bundesministeriums des Innern

Opladen: Leske + Budrich 2001 (Am Ende des realen Sozialismus 5); 387 S.; kart., 24,54 €; ISBN 3-8100-2979-3
Die mit dem Grundlagenvertrag 1972 einsetzende "Normalisierung" der innerdeutschen Beziehungen hat nicht - wie zuweilen angenommen - zu einer wesentlichen Abschwächung staatlicher Repression in der DDR während der Ära Honecker geführt. Auch "in den siebziger und achtziger Jahren gehörte politische Verfolgung zur gesellschaftlichen Realität in der DDR" (129) - dieser Befund wird in diesem Band in zwei unterschiedlichen Darstellungsformen entwickelt. Raschka gibt im ersten Teil (11-134) einen systematischen Überblick über Mittel und Methoden der politischen Verfolgung; die Gliederung folgt dabei der Logik der Repression von den Drangsalierungen im Vorfeld von Verhaftungen über die einzelnen Stufen der Strafverfahren bis zu den Repressionen nach der Haftentlassung. Basis dieser stark um Würdigung einzelner Biographien bemühten Untersuchung ist eine schriftliche Befragung knapp 600 politisch Verfolgter aus dem Zeitraum nach 1971, ergänzend hat der Verfasser leitfadengestützte Interviews mit 24 Betroffenen geführt. Als zweiten Teil enthält der reich bebilderte Band eine umfangreiche Dokumentation (143-370), die - teils Passagen der Interviews, teils Auszüge personenbezogener MfS-Akten enthaltend - an konkreten Einzelfällen die Realität der Repression beklemmend veranschaulicht. Inhalt: 2. Repressionen im Vorfeld von Verhaftungen: 2.1 Das Ministerium für Staatssicherheit; 2.2 Operative Personenkontrollen und Operative Vorgänge; 2.3 "Maßnahmen der Zersetzung"; 2.4 Der Arbeitsplatz als Ort politischer Disziplinierung; 2.5 Zuführungen, Aufenthaltsbeschränkungen, Observierungen; 2.6 Versuche zur Anwerbung als Inoffizieller Mitarbeiter. 3. Ermittlungen und Verhaftung: 3.1 Die Bekämpfung der Ausreisebewegung; 3.2 Ermittlungsmethoden des MfS; 3.3 Zuführung und Verhaftung. 4. Verhör und Untersuchungshaft: 4.1 Das Untersuchungsorgan des MfS; 4.2 Verdachtsprüfungshandlung und Verdächtigenbefragung; 4.3 Die Bedeutung des Geständnisses und der ersten Verhöre; 4.4 Verhaftung Familienangehöriger als Druckmittel; 4.5 Das Haftregime; 4.6 Möglichkeiten zur Gegenwehr. 5. Politische Strafprozesse: 5.1 Die politischen Paragraphen; 5.2 Die Hauptverhandlung; 5.3 Beweisführung und Urteil. 6. Beeinflussung politischer Verfahren: 6.1 Zur Routine politischer Prozesse; 6.2 Der Prozeß gegen Helmut Arff; 6.3 Der Prozeß gegen Horst Schlegel; 6.4 Die Prozesse gegen Karl-Heinz Nitschke und Gudrun L.; 6.5 Der Prozeß gegen Rolf Schaelicke; 6.6 Der Prozeß gegen Wolfgang Mayer. 7. Strafvollzug: 7.1 Die Strafvollzugseinrichtungen; 7.2 Medizinische Betreuung; 7.3 Erziehungs-, Überwachungs- und Disziplinierungsmaßnahmen; 7.4 Mißhandlungen im Strafvollzug. 8. Repressionen nach der Haftentlassung: 8.1 Überwachung von Haftentlassenen; 8.2 Ermittlungen gegen Haftentlassene; 8.3 Haftfolgeschäden.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.314 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Johannes Raschka: Zwischen Überwachung und Repression - Politische Verfolgung in der DDR 1971 bis 1989. Opladen: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13762-zwischen-ueberwachung-und-repression---politische-verfolgung-in-der-ddr-1971-bis-1989_16494, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16494 Rezension drucken