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Einmal ein Terrorist, immer ein Terrorist? De-Radikalisierungsprogramme im Nahen und Mittleren Osten

22.02.2017
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Alexander Gilbert


1. Einleitung

2. Begrifflichkeiten

2.1 De-Radikalisierung und Disengagement
2.2 Staatlich/Nicht-Staatlich/Gefängnis – Kollektiv/Individuell

3. De-Radikalisierungsprogramme

3.1 Saudi-Arabien
3.2 Jemen
3.3 Ägypten

4. Stand der Wissenschaft

4.1 Omar Ashour
4.2 Angel Rabasa et. al.
4.3 Hamed El-Said
4.4 John Horgan / Tore Bjorgo
4.5 Christopher Boucek
4.6 Journal for de-radicalization
4.7 Marisa Porges
4.8 Peter R. Neumann

5. Effektivität und Evaluierung

6. Wissenschaftlicher Konsens

7. Auffälligkeiten

8. Literaturverzeichnis und -übersicht

 

1. Einleitung

„Once a terrorist, always a terrorist“ (Bjorgo/Horgan 2009:1) – diese pauschale Aussage ist so griffig wie falsch, wie Erfahrungen mit Programmen der De-Radikalisierung zeigen. Schätzungsweise 100.000 islamistische Radikalisierte und Terroristen sind in Gefängnissen überall auf der Erde inhaftiert, größtenteils im Nahen und Mittleren Osten sowie in Südostasien, von den Mitgliedern der unzähligen aktiven terroristischen Organisationen ganz zu schweigen: Diese Extremisten zu de-radikalisieren, ihre hearts and minds zu erreichen, um sie möglicherweise erfolgreich in die Gesellschaft zu reintegrieren, gehört unzweifelhaft zu den größten Herausforderungen unserer heutigen Zeit im Kampf gegen Terror und Extremismus.
Panzer mit MarktstandDer Versuch, ein ziviles Leben zu führen. Apfelverkäufer zwischen Kabul und Jalalabad. © Michael Rohschürmann

 

Die De-Radikalisierungsprogramme basieren auf der Annahme, terroristischer, extremistischer oder islamistischer Radikalisierung wirkungsvoll begegnen zu können. Dabei wird durchaus davon ausgegangen, dass das Eingangszitat einen wahren Kern hat, weshalb sich viele der Programme mehr auf ein Disengagement konzentrieren, sie betonen also die verhaltensbasierte De-Radikalisierung und nicht in erster Linie eine religiöse und ideologische Umorientierung im Sinne tatsächlicher De-Radikalisierung. Dazu später mehr.

Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über Begrifflichkeiten und deren Abgrenzung untereinander gegeben, die zugleich den (limitierten) Rahmen absteckt, in dem sich diese Arbeit bewegen wird. Anschließend erfolgt ein Überblick über die bestehenden Programme im Nahen und Mittleren Osten und es wird die wissenschaftliche Arbeit führender Experten auf dem Gebiet der De-Radikalisierungsforschung vorgestellt. Auf diesem Fundament aufbauend und gleichzeitig abschließend wird der wissenschaftliche Stand der Forschung umrissen und auf Auffälligkeiten eingegangen.

Bis auf einige wenige Ausnahmen – zu nennen ist insbesondere Ägypten – wurden in den Jahren nach 9/11 in zahlreichen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens De-Radikalisierungsprogramme implementiert – zum Beispiel im Jemen, in Saudi-Arabien, Afghanistan, Algerien und im Irak. Die Schaffung derartiger Programme war jedoch nicht nur auf die Region des Nahen und Mittleren Ostens beschränkt, auch Staaten in Europa (Großbritannien und die Niederlande) und Südostasien (Indonesien, Malaysia, Bangladesch) sahen die Notwendigkeit, der grassierenden Radikalisierung und Terrorismusgefahr mit weichen Maßnahmen entgegenzutreten (Morris et al. 2010). Dementsprechend ist auch die generelle Forschung zu De-Radikalisierung weder auf den geopolitischen Raum des Nahen und Mittleren Ostens beschränkt noch auf klassische De-Radikalisierung, sondern zumeist in einen größeren Kontext der allgemeinen Radikalisierungsforschung eingebettet. Im Ergebnis kann eine Eingrenzung der relevanten Literatur und vor allen Dingen der Forschungsergebnisse mitunter schwierig sein.

2. Begrifflichkeiten

2.1 De-Radikalisierung und Disengagement
Die wohl wichtigste Unterscheidung ist die zwischen De-Radikalisierung und Disengagement: Disengagement zielt auf eine Veränderung von extremistisch- gewalttätigem hin zu straffreiem Verhalten. Darüber hinaus bezeichnet De-Radikalisierung einen sozialen und psychologischen Prozess, in dem die individuelle Überzeugung umgeformt und das Engagement auf ein Level vermindert wird, auf dem kein Risiko mehr besteht, der Betreffende könnte sich in terroristische Gruppierungen oder Aktionen einbringen (vgl. Horgan, 2009). Beide Begriffe müssen kategorisch voneinander getrennt definiert werden und bilden zwei unterschiedliche Outcomes:

Rabasa, Pettyjohn, Ghez und Boucek (2010) drücken es wie folgt aus: De-Radikalisierung ist ein Prozess, in dem die individuellen Überzeugungen des Einzelnen dahingehend verändert werden, dass er extremistische Ideologien ablehnt und sich gegenüber gesellschaftlich akzeptierten Werten öffnet. Eine de-radikalisierte Person wird sowohl die physische Unterstützung als auch eine grundsätzliche Sympathie gegenüber Terrorgruppen aufgegeben haben.

Die meisten der Programme fokussieren die ideologische Werteorientierung der Teilnehmer. Es wird versucht, die religiöse beziehungsweise ideologische Komponente der Radikalisierung umzukehren. Dies geschieht im Rahmen von Streitgesprächen über den Inhalt terroristischer Doktrinen und radikal-religiöser Interpretationsmöglichkeiten (vgl. Morris 2010). Die Forschungsergebnisse dazu sind allerdings widersprüchlich:

Die vorliegenden Daten über den Eintritt in terroristische und den Austritt aus solchen Organisationen werfen die Frage auf, ob die bisherigen Programme zur De-Radikalisierung, alle mit strengem Fokus auf die ideologische Transformation des Einzelnen, tatsächlich den gewünschten Erfolg bezüglich eines effektiven Disengagements ihrer Teilnehmer erreichen. Klassische De-Radikalisierung im Sinne des Versuches, in erster Linie ideologische Veränderungen zu erzielen, wird nur leidlich erfolgreich sein in ihrer Absicht, terroristische Anschläge zukünftig zu verhindern (vgl. Morris 2010). Horgan (2008: 276) bringt es wie folgt auf den Punkt: „terrorists might be disengaged but hardly de-radicalized“ – eine (scheinbare) Ablehnung gewaltsamer Mittel bedeutet keine Abkehr von einer extremistischen Werteorientierung. Horgan und Bjorgo haben überzeugend argumentiert, dass es weder valide Beweise noch Anzeichen dafür gibt, dass die Behauptung, Disengagement führe unweigerlich und kausal zu einer wertebasierten De-Radikalisierung, zutrifft: Ex-Terroristen haben weniger ihren kognitiven Rahmen verändert als vielmehr ihr tatsächliches Verhaltungsmuster. Der Ausstieg aus einer Terrorgruppe, ohne de-radikalisiert zu sein, scheint eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Diese notwendige Differenzierung mag auch in dem Umstand begründet liegen, dass das vorrangige Ziel der Regierungen die Wiederherstellung der inneren Sicherheit ist und nicht so sehr die religiöse Umerziehung und ideologische De-Radikalisierung – eine auf Disengagement beruhende Befriedung der Verhaltensweise und ein verhinderter Rückanschluss an die Terrorgruppe sind wohl Erfolg genug (Rabasa 2010).

Ähnlich sieht es Bertram (2015) in seiner Definition, wonach die De-Radikalisierung nicht als formalisiertes Standardprozedere anzusehen ist. Er fordert, entsprechende Programme gezielt auf die jeweiligen Umstände hin anzupassen. Allerdings dürfe ein reines Disengagement nicht mit ideologischer De-Radikalisierung gleichgesetzt werden (Kruglanski / Gelfand 2015).

Erstaunlich bleibt, dass in der Literatur die Definition von De-Radikalisierung eng mit der von Radikalisierung verknüpft wird. De-Radikalisierung ist in der Regel nicht ohne die Definition von Radikalisierung zu verstehen. Rabasa et al. (2010) sehen Radikalisierung als Prozess, in dem ein extremistisches Wertesystem adoptiert wird, einschließlich des Willens, Gewaltanwendung als probates Mittel für gesellschaftlichen Wandel zu gebrauchen. Daran anknüpfend kann dann De-Radikalisierung definiert werden als Prozess, in dem gelernt wird, eine extremistische Weltanschauung abzulehnen und Gewalt als Mittel sozialen Wandels nicht mehr zu akzeptieren.

2.2 Individuell – kollektiv
Die hier in Rede stehenden und untersuchten De-Radikalisierungsprogramme sind hauptsächlich staatlich organisiert. Von NGOs entwickelte oder durchgeführte Programme spielen in der wissenschaftlichen Betrachtung der (De-)Radikalisierung im Nahen Osten keine nennenswerte Rolle. Zudem handelt es sich bei diesen zumeist um Gefängnisprogramme (mit Ausnahme eines saudischen Projekts). Die heute bekannten Programme in Saudi-Arabien und Jemen sind an den Einzelnen adressiert. Als Voraussetzung gilt die Festsetzung der Extremisten in Gefängnissen, von der die Programme zugleich profitieren. So gibt es, sehr grob ausgedrückt, zwei Typen von De-Radikalisierungsprogrammen: Die einen verfolgen einen individuell-ideologischen Ansatz, der auf religiöse Aspekte und der Veränderung der Wertebasis fokussiert ist, und die anderen einen kollektiven Ansatz, bei denen soll durch politische Verhandlungen Terror verhindert werden (Schmid 2013).


3. De-Radikalisierungsprogramme

Auch wenn in der Literatur stringent betont wird, die einzelnen Programme seien ausschließlich den jeweiligen nationalen, geopolitischen Kontexten unterworfen und dementsprechend nicht oder zumindest nicht wissenschaftlich adäquat zu vergleichen, sind doch einige Gemeinsamkeiten zu finden.

(a) So lässt sich zum Beispiel ausmachen, dass sowohl die Forschung als auch etliche Programme die individuellen Motivationsfaktoren dafür, einer terroristischen Vereinigung beizutreten beziehungsweise diese anschließend wieder zu verlassen, in das Zentrum rücken (Barrett / Bokhari, 2009; Boucek, 2008, 2009; Boucek / Beg / Horgan, 2009; Ashour, 2008, 2009). In der Literatur wird zwischen De-Radikalisierungsprogrammen mit ideologischem Ansatz und solchen mit dem Fokus auf grundsätzlicheren Beweggründen Einzelner unterschieden. Für beide Fälle gilt, dass eine effektive De-Radikalisierung ohne eine Identifikation der individuellen Motive nicht umgesetzt werden kann (Morris 2010).
(b) Viele der De-Radikalisierungsprogramme bauen auf einem ideologisch-religiös fundierten Dialog zwischen ausgesuchten Geistlichen – einen moderaten Islam vertretend – und den Teilnehmern auf. In diesem Sinne beschreibt Ashour (2009) De-Radikalisierung als primären Versuch, die Einstellung bewaffneter terroristischer Bewegungen zur Gewaltanwendung zu drehen. Den Programmteilnehmern soll durch diese Diskussionsgrundlage die Überzeugung genommen werden, religiös begründete Ziele ausschließlich gewaltsam verfolgen zu können. Ziel der Geistlichen ist es letztendlich, den Teilnehmern ein moderateres Islamverständnis zu vermitteln (Morris 2010).

3.1 Saudi-Arabien

Nach einhelliger Meinung besitzt Saudi-Arabien das aus wissenschaftlicher Perspektive am besten fundierte und studierte De-Radikalisierungsprogramm im Nahen und Mittleren Osten. Es umfasst nicht nur die dialogorientierte religiöse Arbeit mit den Häftlingen, um die radikal-islamistische Überzeugung zu delegitimieren, sondern setzt einen zusätzlichen Schwerpunkt auf die psychologische Betreuung und Rehabilitation der ehemaligen Extremisten auch außerhalb der Gefängnisse mit dem Ziel, die Re-Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Grundsätzlich steht es unter der Schirmherrschaft des Außenministeriums und ist unterteilt in fünf Komitees: Religion, Psychologie, Resozialisierung, Sicherheit und Medien. Dabei macht sich das Programm die spezifisch saudische Kultur zunutze, indem es zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft explizit die familiären Strukturen der Extremisten einbezieht und ein umfangreiches Aftercare garantiert. Übergeordnetes Ziel soll die Dekonstruktion der extremistischen Ideologie des takfir (Vorwurf/Bezichtigung der Apostasie) sein.

Saudi-Arabien richtet sein Projekt allerdings nicht an Hardcore-Terroristen, sondern lediglich an Sympathisanten oder Personen an der Peripherie einer Terrorgruppe – hierauf wird im Abschnitt „Evaluierung“ näher eingegangen. Als äußerst effektiver Faktor erweist sich immer wieder die umfassende Einbindung moderater, anerkannter Geistlicher: Im Rahmen dieser religiösen Dialoge arbeiten saudische Autoritäten sehr eng mit den anerkannten Geistlichen sowohl aus dem In- wie dem Ausland zusammen, um das militante Narrativ zu unterminieren und den Programmteilnehmern ihr limitiertes und falsches Verständnis von Religion und islamischen Verhaltenskodizes aufzuzeigen (vgl. Feldstein 2015).

Dabei grenzt sich das saudische Programm von westlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen ab. Die Programmmitarbeiter haben denselben soziokulturellen Hintergrund wie die Teilnehmer, sodass auf einer anderen psychologischen Vertrauensbasis gearbeitet und ein grundsätzlicher Respekt der Extremisten gegenüber den Geistlichen und Sozialarbeitern hergestellt werden kann. In der Literatur wird das saudische De-Radikalisierungsprogramm einhellig als Erfolg gewertet. Dabei werden die Kombination der verschiedenen Projektelemente, der ganzheitliche Programmansatz und der zusätzliche Fokus auf Prävention und Jugendarbeit hervorgehoben.

Public Awareness wiederum unterstützt die (ebenfalls hochgelobte) Aftercare für Programmteilnehmer, die von der gesellschaftlichen Akzeptanz rehabilitierter ehemaliger Terroristen in hohem Maße profitiert. Leila Ezzarqui spricht in diesem Zusammenhang sogar von einem gänzlich geänderten gesellschaftlichen Wertesystem und lobt, dass das Programm alle Elemente des Disengagements in sich vereint, die einen effektiven Ausweg aus dem Terrorismus versprechen (vgl. Ezzarqui 2010).

Der tatsächliche Effekt oder Erfolg des Programmes muss hingegen in doppelter Hinsicht relativiert werden. Der Fokus liegt zwar in der religiösen Dekonstruktion, eine tatsächlich wertebasierte De-Radikalisierung kann aber schwerlich erreicht werden oder selbst Ziel sein. Das einzig mögliche Ergebnis beschränkt sich auf die Risikominimierung eines individuellen Rückfalls in terroristische Strukturen. Dabei ist gänzlich unbekannt, ob die Programme in ihren Ergebnissen tatsächlich als erfolgreich bewertet werden können, ob tatsächlich von einer ideologischen Umerziehung der Gefängnisinsassen gesprochen werden kann oder dies als pure strategische Kalkulation im Rahmen einer erzwungenen Erfolgsquote eingeordnet werden muss (vgl. Ezzarqui 2010).

3.2 Jemen
Jemens Programm konzentriert sich auf die ideologische Debatte zwischen Terroristen und Geistlichen mit dem übergeordneten Ziel, extremistische Gewalt im Namen des Islams zu delegitimieren und die jemenitische Staatsgewalt zu re-implementieren. Ein offensichtliches Problem liegt allerdings in den mangelnden Ressourcen, die wiederum zu einer limitierten Effektivität führen. Ein nach dem Vorbild Saudi-Arabiens gestaltetes Aftercare-Programm fehlt gänzlich. Laut El-Said (2013) ist das Projekt der De-Radikalisierung gescheitert. Dem Programm wurde demnach insbesondere die mangelnde Integration moderater Geistlicher zum Verhängnis. Zudem wurde es im Gegensatz zu Saudi-Arabien versäumt, einen gesellschaftlichen Konsens und eine breite Akzeptanz zu schaffen, die die Notwendigkeit der Rehabilitation ehemaliger Terroristen gesellschaftlich legitimiert hätte.

3.3 Ägypten
Das ägyptische De-Radikalisierungsprogramm war kein Projekt der individuellen De-Radikalisierung im herkömmlichen Sinne, sondern muss eher als anhaltende Verhandlungen zwischen Extremisten und der Regierung verstanden werden – mit theologischen Komponenten. In einer Gesamtschau betrachtet kann man es als klassisches Beispiel für einen kollektiven De-Radikalisierungsprozess nehmen, in dem die Führungsriegen der Gruppierungen durch Zusammenarbeit und Verhandlungen mit staatlichen Stellen einen Werte- und Strategiewechsel innerhalb ihrer eigenen Organisation propagierten.

Obwohl es eines der größten Programme der arabischen Welt war, ist es erstaunlich wenig erforscht worden, wohl auch aufgrund des grundsätzlichen Mangels an Daten und Informationen. Erwähnt werden muss an dieser Stelle noch, dass der Arabische Frühling und die Tahir-Revolution die sicherheitspolitische Situation in Ägypten erheblich verändert haben, was sich auch auf das De-Radikalisierungsprogramm ausgewirkt hat (Schmid 2013).


4. Stand der Wissenschaft

Das Feld der De-Radikalisierungsforschung und -literatur ist kaum klar abzugrenzen, da es sich mit den Disziplinen der allgemeinen Radikalisierungsforschung, der Kriminologie oder Psychologie überlappt und für gewöhnlich in den meisten Studien gemeinsamer Forschungsgegenstand ist. So steht die De-Radikalisierungsforschung größtenteils nicht für sich, sondern ist eingebettet in einen allgemeineren wissenschaftlichen Kontext.

Im Folgenden werden die Autoren samt ihren Forschungsschwerpunkten porträtiert, die sich im Laufe der Recherche zu diesem Beitrag als führend im Themengebiet der De-Radikalisierungsforschung erwiesen haben. Wenn die Forschung eines Wissenschaftlers zur Standardliteratur erhoben werden kann, dann wohl die von John Horgan. Dieser hat sich allerdings weniger auf die Programme im Nahen und Mittleren Osten konzentriert, sondern auf Radikalisierungs- und De-Radikalisierungsforschung im Allgemeinen. Die neuesten Artikel und Erkenntnisse findet man hingegen am ehesten im Journal for Deradicalisation.

4.1 Omar Ashour
Omar Ashour konzentrierte sich in seiner Forschung vornehmlich auf Ägypten und Algerien – auf ihn geht eine Dreiteilung der De-Radikalisierung zurück:

1. Ideologisch begründete Ablehnung extremistischer Gewalt
2. Das verhaltensbasierte Disengagement
3. Die organisierte, kollektive De-Radikalisierung

Insbesondere der dritte Punkt ist das Ergebnis der Analyse des ägyptischen De-Radikalisierungsprozesses – also des kollektiven Prozesses einer Terrorgruppe, ihre Waffen niederzulegen.

Ashour definiert die kollektive De-Radikalisierung als einen Komplex der unbedingten kontextuellen Interaktion zwischen terroristischen Gruppierungen, Regierungen und potenziellen Anhängern sowie rivalisierenden Terrorvereinigungen (vgl. Ashour 2009). Er identifiziert eine starke und charismatische Führung als die wichtigste Komponente für kollektives Disengagement, dies zeigt schmerzlich der letztlich gescheiterte Versuch der De-Radikalisierung der algerischen islamistischen Terrorgruppen GIA und GSPC (vgl. Ashour 2008). Ähnlich wie in Ägypten war auch der Prozess in Algerien ein Prozess der kollektiven De-Radikalisierung der Algerian Islamic Salvation Front (FIS)/Islamic Salvation Army (AIS), viel mehr war er allerdings auch ein selbstauferlegter Demilitarisierungsprozess.

4.2 Angel Rabasa et al.
Die Studie von Angel Rabasa et al. ist eine der komplexesten in diesem Themenbereich. Die Autoren behandeln grundsätzlich Disengagement und De-Radikalisierung als wissenschaftlich aufzuarbeitendes Phänomen, betrachten die De-Radikalisierungsprogramme als solche und präsentieren umfangreiche Ergebnisse zu Jemen, Saudi-Arabien, dem Irak (individuelles De-Radikalisierungsprogramm der USA) sowie zu Ägypten und Libyen (kollektive De-Radikalisierung).

In dem Hauptteil der Studie werden drei Schlüsselqualifikationen für eine individuelle De-Radikalisierung herausgearbeitet: (a) eine vertrauensvolle, meist geistliche Bezugsperson; (b) ein umfangreiches Aftercare-Programm und eine erfolgreiche Reintegration in die Gesellschaft; (c) der Rückgriff auf familiäre Strukturen, um die Rehabilitation und Resozialisierung zu erleichtern.

Ihre Schlussfolgerungen wiederum reihen sich ein in die allgemein wissenschaftlich akzeptierten Erkenntnisse: Entscheidend für die Programmkonzeption und damit auch für den etwaigen Erfolg sind die spezifische Kultur und die geopolitischen Umstände, in denen das Programm aufgezogen wird – ein grundsätzlicher Aufbauplan ist damit im Grunde genommen nicht zu zeichnen. Ebenso kann der Erfolg der Programme nicht einzeln gemessen werden, sondern muss immer als Teil einer größeren Counterterrorism-Strategie gesehen und evaluiert werden.

4.3 Hamed El-Said
Hamed El-Said zählt nicht nur zu den wenigen Wissenschaftlern, die auch nach 2010/11 weiter Forschung betrieben haben, zusammen mit Michelle Feldstein gehört er auch zu den wenigen Autoren, die versucht haben, die Effektivität der Programme anhand quantitativer Methoden zu evaluieren (El-Said / Harrigan 2013). Aufbauend auf seiner Studie „De-radicalising Islamists: Programmes and Their Impact in Muslim Majority States“ von 2012, in der er (a) den Einbezug der Familienmitglieder in den Programmprozess; (b) die Akzeptanz der Geistlichen; (c) die gesellschaftliche Akzeptanz und gesellschaftspolitische Stärke des Staates als Erfolgsfaktoren für die Programme benennt, ergänzt El-Said in „De-radicalising Violent Extremists: Counter-Radicalisation and De-radicalisation Programmes and their Impact in Muslim Majority“ zunächst (d) eine dynamische und aktive Zivilgesellschaft und (e) Aftercare-Maßnahmen als weitere Erfolgsvoraussetzungen. Er versucht anhand der absoluten Anzahl an Terroranschlägen in 34 UN-Mitgliedstaaten mit implementierten De-Radikalisierungsprogrammen deren Effektivität zu beziffern.

Auch El-Said kommt jedoch, wie Feldstein, zu dem Schluss, dass staatliche Repression und nicht zu beeinflussende historische Gegebenheiten für die Entwicklung des islamistischen Terrorismus in einem bestimmten Land ausschlaggebender sind als die De-Radikalisierungsprogramme als alleiniger Faktor. In „New Approaches to Countering Terrorism“ (2015) schließt El-Said schließlich seine Aufstellung erfolgversprechender Programm-Merkmale mit (f) religiöser De-Legitimierung ab.

4.4 John Horgan / Tore Bjorgo
John Horgan und Tore Bjorgo prägten nicht nur das Eingangszitat „once a terrorist, always a terrorist“, sondern brachen auch die De-Radikalisierung herunter auf die griffige Frage, „how and why this [the process of deradicalisation lasting for years] happens and what we might be able to do in order to speed up that process“ (Bjorgo / Horgan 2009: 1). De-Radikalisierung ist für beide dabei ein denkbar weiter Begriff: „any effort aimed at preventing radicalisation from taking place“ (Bjorgo / Horgan 2009: 3).

John Horgan ist in erster Linie für die konzeptionelle Unterscheidung von Disengagement und De-Radikalisierung verantwortlich. Angelehnt an die Diversität kollektiver De-Radikalisierung und Disengagement ist auch der individuelle De-Radikalisierungsprozess sehr vielfältig in seinen möglichen Betrachtungsweisen: physisch/psychologisch, freiwillig/erzwungen, religiös/verhaltensorientiert.

Bereits in seiner Studie von 2008 kommt er zu dem Ergebnis, dass zu diesem Zeitpunkt – und nach heutigem Stand lässt sich dies bestätigen – keine validen Ergebnisse oder Aussagen über die Qualität einzelner De-Radikalisierungsprogramme möglich sind. Mehr als einige einfache Generalisierungen sind häufig unmöglich zu treffen: Offensichtlich existiert kein universell gültiger Plan, der De-Radikalisierungsprogramme zu einem Erfolg werden lässt. Solange die Entwicklung des Terrorismus ein orts- und zeitgebundenes Phänomen darstellt, erfordern grundsätzliche Vorhaben des Disengagements eine kontextspezifische Ausrichtung in Hinblick auf die Zielsetzung, Konzeption und Umsetzung.

So kommt Horgan 2008 zu dem Schluss, dass bis dato keine Beweise vorliegen (können), die die Annahme rechtfertigten, Disengagement führe unweigerlich kausal zu einer De-Radikalisierung – ganz im Gegenteil müssten beide Phänomene strikt voneinander getrennt werden. Auch 2014 noch beklagt Horgan im Journal for Deradicalisation in „What makes a terrorist stop being a terrorist?” die nach wie vor im Dunkeln tappende Forschung rund um die Fragen nach Qualität, Effektivität und einem generalisierbaren Aufbau von De-Radikalisierungsprogrammen, und das nicht nur bezogen auf die Programme im Nahen und Mittleren Osten, sondern ebenso auf Skandinavien, die Niederlande oder Großbritannien – wir wissen schließlich nicht, ob das verminderte Risiko eines erneuten Engagements in Terrorgruppen das Resultat monatelanger Involvierung in einem De-Radikalisierungsprogramm ist oder einem anderen Grund innewohnt.

Horgan betont allerdings vehement, dass die Debatte um De-Radikalisierung und Counterterrorism Strategies eine ganz neue Qualität und Dynamik gewonnen hat und weiter gewinnen wird, nicht nur angesichts der aggressiven Social-Media-Kampagnen und Rekrutierungsmethoden des IS, sondern vielmehr aufgrund der potenziell Tausenden radikalisierten und traumatisierten Heimkehrer aus Syrien und dem Irak. Daher befindet sich die Evaluierung der Programme nicht auf der Höhe der Zeit. Wir brauchen klares Denken, um diese Programme und ihre Evaluation zu untermauern. Mangels Transparenz und eindeutiger Erfolgserwartung würde bereits ein bedeutender Fehler (zum Beispiel ein Selbstmordattentat eines ehemaligen Programmteilnehmers) das Potenzial der Programme für immer unterminieren (vgl. Horgan 2014).

Tore Bjorgo muss insbesondere wegen seiner Identifikation sogenannter Push- und Pull-Faktoren genannt werden, die den Einzelnen in seinem Entschluss, eine terroristische Gruppierung zu verlassen, beeinflussen. Push-Faktoren sind einfache, negative Gegebenheiten oder soziale Kräfte, die einen Ausstieg nach sich ziehen (Strafverfolgung, familiäre oder gesellschaftliche Missbilligung, Gegengewalt von feindlichen Gruppen, nachlassendes Vertrauen in die Ideologie oder Politik der Gruppe und Unbehagen bezüglich der ausgeübten Gewalt). Unter Pull-Faktoren werden hingegen positive Optionen verstanden, die sich dem Einzelnen eröffnen, sollte er seiner Organisation den Rücken kehren (Sehnsucht nach einem neuen Leben, neue Jobmöglichkeiten, der Wunsch nach Familiengründung und Nachwuchs, der Wunsch nach einem normalen Leben, Bildungsmöglichkeiten, neue Vorbilder oder soziale Gruppen, neue überzeugende Ideologien oder Glaubensstrukturen). Sowohl die Push- als auch die Pull-Faktoren sind als solche nicht neu und finden sich auf die eine oder andere Weise auch in den gängigen Programmen wieder, Bjorgo wird aber die systematische Aufarbeitung und die wissenschaftliche Einordung als entscheidende Faktoren der De-Radikalisierung zugeschrieben.

4.5 Christopher Boucek
Christopher Boucek hat sich mit seiner Forschung auf das De-Radikalisierungsprogramm Saudi-Arabiens konzentriert. In „Saudi Arabia’s ‚Soft‘ Counterterrorism Strategy: Prevention, Rehabilitation and Aftercare“ (2008) identifizierte er dieses Projekt als unkonventionelle, sanfte Methode, um intellektuell und ideologisch-religiös motivierten Radikalismus und Extremismus zu dekonstruieren und zu bekämpfen. Dem Programm, das sich nicht nur auf die klassische De-Radikalisierungsarbeit mit den inhaftierten Extremisten beschränkt, sondern bereits präventiv sozial-gesellschaftliche Maßnahmen und Kampagnen umfasst, ging die allgemeine Erkenntnis voraus, dass extremistischer Gewalt nicht allein mit traditionellen, sicherheitspolitisch harten Schritten entgegenzutreten ist. Demzufolge ist De-Radikalisierung in Saudi-Arabien auch nicht auf die einzelnen Projektteile beschränkt, sondern in einen größeren Kontext, einem „war of ideas“ (Boucek 2008: 6), einzuordnen – bezogen auf Fragen der Legitimität, Autorität und dem Verständnis des Islams. Ziel der saudischen Autoritäten ist es, die Deutungshoheit über die richtige Auslegung des Islams (wieder) zu erlangen, den Diskurs über den Dschihad selbst zu prägen und nicht extremistischen Geistlichen zu überlassen. So zeigt auch schon die Überschrift, unter der das saudische Projekt firmiert, „Counterterrorism Strategy“, dessen Intention: Prävention, Rehabilitation und Aftercare.

4.6 Journal for Deradicalization
Die neuesten Entwicklungen in der De-Radikalisierungsforschung finden sich im Journal for Deradicalization, das sich selbst als weltweit einzige unabhängige, begutachtete Online-Zeitschrift zu Theorie und Praxis von De-Radikalisierungsprozessen beschreibt. Ganz besonders hier wird allerdings deutlich, dass sich seit 2011 in der Forschung wenig getan hat. Johnnie Auld (2015), Luke Bertram (2015), Allard R. Feddes / Marcello Gallucci (2015) und John Horgan (2014) bemängeln, dass die Forschung nach wie vor im Dunkeln tappt, wenn die Effektivität und Qualität der Programme untersucht werden soll, und das nicht nur bezogen auf entsprechende Programme im Nahen Osten. Auch für Skandinavien, England oder die Niederlande ist immer noch unklar, ob die Abkehr von Terrorismus und extremistischem Verhalten kausal mit einigen Monaten Teilnahme in einem Programm oder doch (auch) mit ganz anderen Faktoren zusammenhängt (Horgan 2014). Es gebe schlicht keine ausreichend robusten, veröffentlichten Daten, um die Programme als solche in ihrer Effektivität beurteilen zu können (Horgan / Altier 2012; Bertram 2015).

4.7 Marisa Porges
Trotz der offensichtlichen und hier skizzierten Probleme, allgemeingültige Evaluierungskriterien für De-Radikalisierungsprogramme zu gewinnen, haben sich verschiedene Forscher*innen dieses Problems angenommen, so auch Marisa Porges (2011). Sie extrahierte als notwendige Projektbestandteile: (a) Religion und Dialog/Ideologie-Fokussierung; (b) Bildung und Ausbildung; (c) gesellschaftliche Re-Integration; (d) finanzielle Unterstützung und Anreize; (e) persönliche Mensch-zu-Mensch-Beziehungen zwischen meist Geistlichen und ehemaligen Terroristen und (f) Aftercare (Stern / Porges 2010).

Gemeinsam mit Jessica Stern hat Marisa Porges in Foreign Affairs 2010 zudem einen guten, prägnanten Überblick über die De-Radikalisierungsforschung geliefert. Zunächst muss zwischen De-Radikalisierungsprogrammen als solchen (Behandlung der Terroristen in Haft) und Counter-Radikalisierungsmaßnahmen (Prävention in einem gesamtgesellschaftlichen Rahmen) differenziert werden. Exemplarisch ist in diesem Artikel die Einbettung der De-Radikalisierungsprogramme in einen wissenschaftlichen Rahmen zu sehen, ausgehend von allgemeiner Kriminologie und Psychologie bis hin zur speziellen Radikalisierungsforschung und expliziten Erkenntnissen zu De-Radikalisierungen. Ebenso teilen die Autorinnen die Sichtweise, dass Ideologie und Glaube der Terroristen von den Verhaltensweisen, die – im Gegensatz zum Glauben – einfacher zu verändern sind, separiert werden sollten. Rückfallquoten mögen auf den ersten Blick zwar eine lang bewährte Methode zur Erfolgsmessung sein, sie sind jedoch zugleich weder exakt noch vergleichbar und zudem potenziell irreführend. Aufgrund der großen psychologischen Komponente, den geopolitischen Eigenheiten und den unterschiedlichen Programmkonzeptionen ist es beinahe unmöglich, valide Aussagen zu treffen, welche Programmfaktoren am ehesten für eine effektive De-Radikalisierung geeignet sind. Die Studie schließt mit der Erkenntnis, dass sich De-Radikalisierung nicht nur auf das Programm als solches beschränken kann und darf, deren Evaluierung sich ohnehin kaum realisieren lässt, sondern sie muss in einem deutlich größeren Kontext der Rehabilitierung, Resozialisierung und Prävention betrachtet werden (Porges / Stern 2010).

4.8 Peter R. Neumann
Von Peter R. Neumann gibt es eine Fülle verschiedener Publikationen, die sich generell eher um das Thema Radikalisierung gruppieren. In einer umfassenden Studie hat er sich außerdem mit der ambivalenten Rolle der Gefängnisse als Ort der Radikalisierung und gleichzeitig als Ort einschlägiger De-Radikalisierungsprogramme befasst („Prison and Terrorism – Radicalisation and De-radicalisation in 15 countries“, 2010). Er bestätigt darin den in der Forschung allgemein bestehenden Eindruck, dass eine kollektive De-Radikalisierung ganzer Gruppen als unwahrscheinlich einzuschätzen ist und in dieser Hinsicht auf einige wenige Beispiele wie Ägypten beschränkt bleibt. Ebenso werden die lokale Prägung aller Programme und die Komplikationen, die sich aus der vergleichsweise kurzen Laufzeit für deren Evaluierung ergibt, bestätigt. So reihen sich auch Neumanns Erkenntnisse nahtlos in die Befunde der Forschung ein. Seine Studie ist in einen grundsätzlichen Ansatz der De-Radikalisierungsforschung eingebettet, ohne auf den Nahen oder Mittleren Osten explizit Bezug zu nehmen. Neumann versteht die Institution Gefängnis als Dreh- und Angelpunkt des Radikalisierungsprozesses, bezeichnet sie als Ort der Verletzlichkeit, in dem Radikalisierung auf fruchtbaren Boden fällt, gleichzeitig aber auch als Brutkasten für friedvollen Wandel. Effektivität und Erfolg der einzelnen Programme seien nur unter Berücksichtigung und im Rahmen der politischen, historischen und geopolitischen Umstände zu betrachten und zu validieren.

Ähnlich wie Porges hat Neumann allerdings ebenfalls Kriterien gefunden, die seiner Meinung nach ausschlaggebend sind für das Gelingen eines Programms. Diese Schlüsselqualifikationen sind: (a) die Mischung aus Gefängnis-Programmen, religiöse (Um-)Erziehung und Berufstraining; (b) glaubwürdige Bezugspersonen und psychologische Schulungen; (c) Rehabilitation in Bezug auf das soziale Umfeld. Aber auch Neumann muss feststellen, dass er trotz seiner Ergebnisse in der Erforschung der De-Radikalisierungsprogramme an die Grenzen des Machbaren stößt: Die individuelle De-Radikalisierung bleibt somit ein wissenschaftlich nach wie vor unbestelltes Feld und wird trotz der großen öffentlichen Aufmerksamkeit der Programme missverstanden. Ob die einzelnen Programme einen strategischen Beitrag leisten, um terroristischen Bewegungen den Garaus zu machen, wird sich erst noch herausstellen müssen.


5. Effektivität und Evaluierung

Um systematisch den Stand der Wissenschaft aufzuarbeiten, muss zunächst – ausgehend von der Unterscheidung zwischen De-Radikalisierung und Disengagement – die Frage gestellt werden, was De-Radikalisierung tatsächlich bedeutet. Laut Literatur konzentrieren sich die Programme in der Regel auf die De-Radikalisierung – sprich die Veränderung der Ideologie. Wie aber kann eine veränderte ideologische Überzeugung festgestellt werden? Es drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob diese Programme mit der Fokussierung auf der ideologischen subjektiven Transformation nicht – zumindest auf dem Papier – den falschen Schwerpunkt setzen, um ehemalige Terroristen zur Aufgabe ihrer extremistischen Handlungen zu bewegen. Denn geht es vordringlich um das Ende terroristischer Aktivität, von Anschlägen und Bedrohung – in diesem Sinne also um Disengagement. Sofern die Ergebnisse der eingängigen Radikalisierungsforschung valide sind, dürfte die Effektivität der Programme mit ihrer Fixierung auf den ideologisch-subjektiven Wandel der Programmteilnehmer von begrenztem Erfolg sein (Morris 2010).

Rückfallquoten kommen zwar rein logisch betrachtet als objektive Erfolgsquote in Betracht und werden daher auch regelmäßig, zum Beispiel von Saudi-Arabien, angegeben – sie sind aber als solche und isoliert betrachtet ungeeignet, um als Grundlage für ein gerechtfertigtes Urteil über den Erfolg von De-Radikalisierungsprogrammen zu dienen. Zu viele Unabwägbarkeiten und Ungenauigkeiten lassen ein bloßes Abstellen auf entsprechende Quoten und deren internationalen Vergleich als nicht sinnvoll erscheinen.

So ist es beispielsweise grundsätzlich entscheidend, nach welchen Kriterien Programmteilnehmer ausgewählt werden. In Saudi-Arabien werden ausschließlich Mitläufer oder Sympathisanten aufgenommen, keine Hardcore-Terroristen – ein Umstand, der in erheblicher Weise sowohl die Rückfallquote als auch die Erfolgsrate determiniert. Ebenso sind die öffentlich zugänglichen Daten derart mangelhaft und widersprüchlich, dass diese nicht als Ausgangspunkt einer fundierten Evaluierung dienen könnten. Zudem müssen die von Seiten der Staaten veröffentlichten Daten differenziert betrachtet werden – erstens haben sie ein Interesse daran, ihr Programm in einem möglichst positiven Licht stehen zu lassen, und zweitens muss ein erfolgreiches Disengagement nicht zwangsläufig eine ideologische De-Radikalisierung bedeuten. Somit kann das vom Staat angestrebte (und mit Rückfallquoten gemessene) Outcome erreicht werden, obwohl das erklärte Ziel des Programms (nämlich De-Radikalisierung) verfehlt wurde. Ein weiteres Beispiel für die Unzuverlässigkeit des Kennwerts Rückfallquote sind Fälle, in denen sich ehemalige Programmteilnehmer ihrer ehemaligen Terrorgruppe im Ausland erneut anschließen oder wenn von einem Teilnehmer zwar kein extremistisches Gewaltpotenzial mehr ausgeht, er jedoch auf andere Weise – zum Beispiel durch Propaganda-Verbreitung oder Rekrutierung – der Terrorgruppe verbunden bleibt (Feldstein 2015). Darüber hinaus kritisieren Horgan und Altier (2010) die Vorgehensweise bei der Erhebung der Rückfallquote in Saudi-Arabien: Teilnehmer würden nicht ausreichend lange nach der Entlassung aus dem Programm systematisch begleitet, um einen eventuellen späteren Rückfall, auch nach Jahren, noch berücksichtigen zu können.

So muss eine Evaluierung der einzelnen Programme streng individuell und qualitativ gehandhabt werden, die Betrachtung muss ausgehen von den jeweiligen spezifischen geopolitischen Umständen, in denen die Programme implementiert wurden. Horgan und Altier (2010) merken an, dass die aufgekommenen Studien allesamt dabei fehlschlugen, einer fundierten Vergleichsanalyse gerecht zu werden. Einen möglichen neuen Ansatz der Effektivitätsmessung von De-Radikalisierungsprogrammen hat Michelle Feldstein in „Into the fold: evaluating different countries‘ programs to de-radicalize islamist extremists and islamist terrorists“ (2015) geliefert. Sie unternimmt in dieser Studie den Versuch, den Erfolg der Programme anhand der Anzahl terroristischer Anschläge nach der Implementierung der Programme zu quantifizieren. Auch Feldstein betont, dass für eine Evaluierung einzelner Programme der jeweilige geopolitische und historische Kontext konstitutiv ist. Der Zwang dieses Kontextes erschwert jedoch in gleichem Maße das Herausarbeiten von allgemeingültigen Kriterien und in besonderem Maße eine mögliche Übertragbarkeit einzelner Projektelemente auf andere Länderbeispiele.

Feldstein konstatiert, dass bei der Erforschung der Qualität und Effektivität von De-Radikalisierungsprogrammen ein qualitativer Ansatz verfolgt wird (mit Ausnahme von El-Said / Harrigan 2011). Keine Studie habe bisher ein Schema entwickelt, das quantitativ den Erfolg der Programme länderübergreifend darstellen könnte – aktuelle Forschungen konzentrierten sich auf eine narrativ-orientierte Beschreibung der einzelnen Programme. Feldstein untersucht in ihrer Studie die Programme anhand quantitativer Variablen, deren Effekt wiederum wird anhand der Anzahl islamistisch-motivierter terroristischer Anschläge gemessen. Dabei entwickelt sie einen eigenen Kriterienkatalog, um die Qualität einzelner Programme messbar zu machen.

Allerdings dementiert die Autorin die Validität ihrer eigenen Studie postwendend selbst: Die Qualität eines De-Radikalisierungsprogramms kann nicht alleine anhand der Anzahl von Anschlägen festgestellt werden, es gibt zu viele unabhängige Faktoren, die für eine Zu- und Abnahme von Anschlägen mitentscheidend sind – folglich muss die Effektivität eines Programms nicht zwangsläufig mit der nationalen Anschlagsrate zusammenhängen. So sind andere Variablen, inklusive der Einbindung in internationale Organisation, Religionsfreiheit und Regimetyp, häufig der bessere Erklärungsansatz für sinkende terroristische Attacken.

Effektivität, Effizienz und Erfolg der De-Radikalisierungsprogramme sind auch heute noch – Stand 2017 – weitestgehend wissenschaftliches Niemandsland. Auch nach über 15 Jahren Forschung herrscht nach wie vor Einigkeit darüber, dass es keinen allgemeingültigen, wissenschaftlichen Setzbaukasten gibt, aus dem ein Programm zusammengestellt werden könnte. Ganz im Gegenteil gelten die geopolitischen Umstände als der entscheidende Faktor, sowohl bei der grundsätzlichen Implementierung eines neuen Programmes als auch in der wissenschaftlichen Betrachtung (Stern / Porges 2010).

In der Literatur wird nach wie vor ein eklatanter Mangel an verfügbaren Informationen der Nationalstaaten über die Programme beklagt, die jedoch Voraussetzung für eine valide Messung ihrer Qualität wären (Mullins 2010; Barrett / Bokhari 2009; Horgan 2014). Ebenso wenig kann wissenschaftlich ein Konsens darüber erschlossen werden, wie Erfolge quantifizierbar gemacht und in abhängigen wie unabhängigen Variablen ausgedrückt werden können.

Auch 2016 herrscht Einigkeit, dass es weder valide und allgemeingültige Kriterien gibt, die eine vergleichende Erfolgsmessung ermöglichen, noch die notwendigen Daten für Charakteristika und Outcome der Programme öffentlich zugänglich sind. Ashour (2009) urteilt, dass es kein Patentrezept für De-Radikalisierungsmotive geben kann. Nach wie vor gebe es keine verlässliche Studie über funktionierende Umstände einer erfolgreichen De-Radikalisierung. Ähnlich äußern sich Feddes und Gallucci (2015). Sie bemängeln, dass – obwohl diese wissenschaftlichen Erkenntnislücken identifiziert wurden – bis heute keine validen Daten existieren.

6. Wissenschaftlicher Konsens

Der wohl ausgeprägteste wissenschaftliche Konsens herrscht bei der Klage über unzureichende Forschungsstände mit Blick auf die De-Radikalisierungsprogramme, deren Evaluierung und das Phänomen der De-Radikalisierung als solchem, unabhängig davon, ob der Nahe und Mittlere Osten, Europa oder Südostasien betroffen sind. So fasst beispielsweise Samantha Kutner (2016) die einhellige Meinung zum Forschungsstand zusammen, wenn sie konstatiert, dass so gut wie keine Evaluationsforschung über Maßnahmen zur Terrorabwehr existiere. Es mangele zudem an evidenzbasierten Methoden ebenso wie an einem systematischen Überblick über bisher angewandte Techniken und Methoden, um De-Radikalisierungsprogramme angemessen zu bewerten.

Anerkennung findet hingegen die umfassende Einbindung Geistlicher, exemplarisch festzustellen im saudischen Programm, als äußerst effektiver Faktor (vgl. Feldstein 2015).

Ähnlich wie die Einbindung der saudischen Geistlichen eine Erfolgsstory zu sein scheint, gibt es ebenfalls einen Konsens, was die Ausrichtung der De-Radikalisierungsprogramme angeht: Ideologische De-Radikalisierung alleine kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein – Rehabilitierung, Resozialisierung und gesellschaftliche Reintegration müssen inhärente Elemente von De-Radikalisierungsprogrammen sein, damit diese eine Chance auf Erfolg haben. Programmteilnehmern muss ein normales Leben außerhalb extremistischer Kreise ermöglicht werden (Kruglanski 2012).

Einigkeit innerhalb der Forschung herrscht ebenfalls darüber, dass die Programme ausschließlich einzeln zu evaluieren sind. Ein systematischer Vergleich scheitere zwangsläufig an den geopolitischen Besonderheiten der einzelnen Nationalstaaten und Programm-Konzeptionen (Mullins 2010; Rabasa et al. 2010). So beschreibt es Christopher Boucek (2007) treffend: „A Saudi Solution to a Saudi problem.“


7. Auffälligkeiten

Aus der Literatur und den Forschungsergebnissen über Radikalisierung und De-Radikalisierung lässt sich herauslesen, dass es von zentraler Bedeutung ist, Motivationsfaktoren des Eintritts in und Austritts aus Terrororganisationen zu verstehen. Mit Ausnahme des Programms in Saudi-Arabien lässt sich jedoch ebenso eindeutig konstatieren, dass die meisten der in Rede stehenden Programme diese Motivation eben nicht in ihr Zentrum stellen. So fokussieren sie – nicht ausschließlich – die ideologisch-religiöse Disputation und die grundsätzliche Re-Sozialisierung der Programmteilnehmer in die Gesellschaft. Die Frage der subjektiven Motivationsfaktoren wird nur am Rande behandelt.

Alle diese Programme haben sich in verschiedene Richtungen entwickelt, beeinflusst und geleitet von jeweils verschiedenen Strategien der De-Radikalisierung. Während die einen ihren Fokus auf inhaftierte Terroristen legten, zielten andere auf aktive terroristische Gewalttäter. Einzelne Programme versuchten lediglich die Zahl der aktiven terroristischen Gruppen und ihrer Mitglieder zu minimieren, vernachlässigten aber eine tatsächliche ideologische De-Radikalisierung (vgl. Horgan 2008).

Auffällig ist auch, dass sich viele Bezüge zu Kriminologie und Psychologie finden, beziehungsweise die Forschung häufig in einem der beiden Wissenschaftszweige verankert ist (insbesondere Garfinkel 2007; Mullins 2010, Rabasa et al. 2010). Insbesondere Mullins (2010) sieht die Kriminologie als einen Wissenschaftszweig, der der De-Radikalisierungsforschung eine übergeordnete und zusammenfügende Struktur verleihen kann.

Die Forschung zu De-Radikalisierung und/oder De-Radikalisierungsprogrammen ist in keiner Weise auf den Nahen und Mittleren Osten beschränkt – häufig dient dieser nur der Veranschaulichung beziehungsweise mit seiner Vielzahl an Programmen als willkommene Quelle von Fallstudien. Die Forschung als solche ist häufig länderunabhängig angelegt und hat De-Radikalisierung als Prozess und Aufgabe im Kampf gegen extremistischen Terrorismus zum Betrachtungsgegenstand.

Es bleibt festzuhalten, dass ein Wissenschaftszweig „De-Radikalisierung“ als solcher nicht existiert. Auffällig ist, dass Studien zu De-Radikalisierung und Disengagement zumeist in den größeren Kontext der allgemeinen Radikalisierungsforschung eingebettet werden. Menschen wenden sich terroristischen Gruppierungen aus unterschiedlichen Gründen zu ebenso wie sich Menschen aus unterschiedlichen Gründen de-radikalisieren und ihrer Terrorgruppe den Rücken kehren. Sobald wir wissen, warum, wann und wie Menschen sich vom Terrorismus wieder abwenden, schreiben Horgan und Altier (2010), können wir auch die Effektivität von De-Radikalisierungsprogrammen beurteilen. Nach wie vor ist der Mangel an empirischen Befunden zu groß, um valide Antworten präsentieren zu können (vgl. Horgan / Altier 2010).

Ebenso wacklig ist die Definition der De-Radikalisierung. Sie kann eng ideologisch-religiös gefasst werden (individuell oder kollektiv) oder aber sehr breit verstanden werden, ausgehend von präventiven Maßnahmen, um Radikalisierung im Keim zu ersticken, oder von Gefängnissen als Keimzelle möglicher Radikalisierung und zugleich ersten Ansatzpunkt gängiger De-Radikalisierungsprogramme und bis hin zu umfassenden Eingliederungsmaßnahmen in die Gesellschaft reichen.

So unterschiedlich die Definitionen von De-Radikalisierung sind, so verschieden sind auch die einzelnen Programmkonzeptionen und -schwerpunkte – entscheidend ist, wie der Begriff der De-Radikalisierung tatsächlich verstanden wird. Besonders deutlich wird dies am Beispiel Saudi-Arabiens: Das Projekt besitzt eine präventive Komponente, besteht aus der klassischen De-Radikalisierungsarbeit im Sinne des religiösen Dialogs und der Dekonstruktion extremistischer/terroristischer Denkweisen und umfasst rehabilitierende Maßnahmen (Rückführung in familiäre Strukturen, Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt, die gesellschaftliche Eingliederung etc.) sowie zusätzlich ein Aftercare-Programm, inklusive Wohnungssuche, Aufbau eines sozialen Netzwerkes, Jobsuche etc.

Auffällig und in diesem Rahmen nicht zu erklären ist insbesondere der Abbruch der Publikationsfülle nach 2010/11 – der Erkenntnisgewinn in den Jahren danach tendiert gegen Null und beschränkt sich auf Versuche, quantitative oder qualitative Effektivitäts-Variablen zu finden. Festzustellen ist ebenfalls, dass man trennen muss zwischen der allgemeinen Forschung zu De-Radikalisierung / Disengagement (häufig als Spielart von Terrorismusforschung) und De-Radikalisierungsprogrammen als Form einer Counterterrorism-Strategie. Nichtsdestotrotz findet man in der Literatur kaum Studien, in denen ausschließlich De-Radikalisierung oder noch spezifischer De-Radikalisierungsprogramme als solche untersucht werden. Die Programme werden primär als ein Aspekt der Terrorismusforschung behandelt.

Die neueste Entwicklung in der Forschung ist die De-Radikalisierung durch digitale Intervention (Bertram 2015). So liefert der IS mit seiner aggressiven und professionalisierten Internet- und insbesondere Social-Media-Nutzung einen gänzlich neuen Ansatzpunkt für De-Radikalisierungsforschung und -programme (Mohamedou 2015), erstmals umrissen von Ashour (2010): Das Internet dient als Plattform, um effektiv Gegennarrative zu verbreiten mit dem Ziel, potenzielle „Abnehmer“ islamistischer Propaganda vor dem eigentlichen Radikalisierungsprozess zu erreichen. Wie genau diese aussehen können, wie sie umzusetzen sind, wer das Ziel ist etc., lässt sich heute jedoch noch nicht abschließend sagen (Stevens / Neumann 2009; Pantucci 2011; Schmid 2013; Marret 2013).

Auch die grundlegendste aller Fragen – „do these programmes actually work and why?“ (Horgan 2008) – bleibt vorerst unbeantwortet. Mehr noch, weder damals noch heute lassen sich aus der Literatur konzeptualisierte Kriterien extrahieren, die unabhängig und objektiv den Erfolg einzelner Programme messen und vergleichbar machen würden.

Die Programme sind für Außenstehende und ohne valide Informationen unmöglich wissenschaftlich zu evaluieren. Erschwerend kommen die nicht standardisierten Definitionen von „Rehabilitation“, „Resozialisierung“, „Disengagement“, „De-Radikalisierung“ etc. hinzu. Zwar sind Radikalisierung und die Motive des Einzelnen ein häufig untersuchter Forschungsgegenstand, die Diskussion um De-Radikalisierungsprozesse und -programme hingegen muss ohne grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse geführt werden. Ergebnisse sind zumeist qualitativer Art oder eine deskriptive Zusammenstellung vermeintlich erfolgversprechender Faktoren einzelner Programme. Ebenso oberflächlich bleibt die Feststellung, dass eine Evaluierung der Programme nur unter dem Gesichtspunkt der geopolitischen Gegebenheiten möglich ist. Quantitative Methoden zur Bestimmung der Qualität und Effektivität sind rar gesät und in ihrer Aussagekraft beschnitten. Standardisierte Variablen oder Kategorien, nach denen die De-Radikalisierungsprogramme flächendeckend verglichen werden können, sucht man vergebens, eine simple Übertragung einzelner Programmaspekte auf andere Länder ist aufgrund der kulturellen Spezifikationen unmöglich (Schmid 2013).


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