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Jean-Paul Picaper

Nicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik. Mit einem Vorwort von Rudolf Warnking

Merzig: Gollenstein Verlag 2008 (Malstatter Beiträge); 437 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-938823-36-1
Hat man sich an den polemischen Stil des Publizisten und habilitierten Politikwissenschaftlers Picaper und an seine explizite Parteinahme für den französischen Präsidenten Sarkozy gewöhnt (die bis zu der befremdlichen Beweisführung darüber reicht, dass Sarkozy kein Jude, sondern Katholik ist) – lässt sich diese politische Biografie mit einem gewissen Gewinn lesen. Dies liegt vor allem daran, dass Picaper nicht nur die politischen Feinde und Weggefährten des Politikers unverblümt mit ihren Stärken und Schwächen porträtiert, sondern auch – bei aller grundsätzlichen Sympathie – Sarkozy selbst. Diese Sympathie, die Picaper für Sarkozy hegt, rührt offenbar vor allem daher, dass Sarkozy ein politischer Selfmademan ist, der im Laufe seiner Karriere auch eigene politische Regeln aufstellte. Nach Picapers Beschreibung ist Sarkozy konservativ und unkonventionell zugleich, was sich unter anderem daran zeigt, dass er – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Jacques Chirac – Frankreich nicht schön redet. Auch hebt Picaper Sarkozys Tempo hervor, in dem er regiert und Reformen anschiebt, mit einem klaren Ziel: „Sarkozy will nur die Entgleisungen verhindern, die für die Gesellschaft tödlich wären.“ (159) Picapers Absicht ist es, den Deutschen, denen er eine generelle Abneigung gegen Sarkozy unterstellt, ein positives Bild des Präsidenten zu vermitteln – er hat das Buch auch gleich auf Deutsch geschrieben (und damit seine Polemik dem französischen Publikum praktisch unzugänglich gemacht). Und tatsächlich gewinnt man einen Eindruck davon, warum Sarkozy und nicht seine sozialistische Gegnerin Royal (die von Picaper allerdings unschön vor allem auf einer persönlichen Ebene niedergemacht wird) die Präsidentschaftswahlen gewonnen hat. Die unkritische Schilderung der Politik Sarkozys – so wird die überstürzte und nicht in der EU abgesprochene Ankündigung einer Mittelmeerunion als richtungsweisend dargestellt – überzeugt aber nicht. Eine Unterscheidung zwischen Erfolgen und Fehlschlägen wäre dem Politiker sicher gerechter geworden.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.1 | 2.22 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jean-Paul Picaper: Nicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik. Merzig: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30319-nicolas-sarkozy-und-die-beschleunigung-der-politik_35978, veröffentlicht am 31.03.2009. Buch-Nr.: 35978 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken