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Linda Engel

EPAs als Entwicklungsinstrumente? Ideen und Diskurse in den Verhandlungen der Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der EU und den AKP-Staaten

Marburg: Tectum Verlag 2012 (Bonner Studien zum globalen Wandel 16); 156 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2935-0
Die Europäische Union unterhält seit mehreren Jahrzehnten besondere Handelsbeziehungen zu den AKP‑Staaten, einer Gruppe von afrikanischen, pazifischen und karibischen ehemaligen Kolonien. Mithilfe von Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs) will die Union die ökonomische Entwicklung in diesen Ländern fördern. Nach Aussage der EU‑Kommission stehen bei den EPAs nicht die wirtschaftlichen Interessen der EU im Mittelpunkt, sondern die ökonomische Entwicklung der AKP‑Staaten. Linda Engel fragt, inwieweit bei den Verhandlungen neuer Abkommen in der Vergangenheit Ideen von „Handel“ und „Entwicklung“ eine Rolle spielten, welche dabei eine dominierende Rolle einnahmen und ob diese Teil des herrschenden internationalen Entwicklungsdiskurses waren. Dafür rekurriert sie auf Interviews, Reden und offizielle Dokumente der europäischen und afrikanischen Akteure, die sie mittels der Diskursanalyse für den Zeitraum 2002 bis 2007 anhand von vier exemplarischen Themen untersucht. Die Autorin arbeitet heraus, wie sich der markt‑ oder neoliberale Diskurs seit den 1970er‑Jahren in den EPAs zwischen der EU und den AKP‑Staaten durchgesetzt hat. Während das alte Lomé‑Abkommen noch von einem protektionistischen Diskurs geprägt war, hat sich der Entwicklungsdiskurs hin zu einem marktliberalen Diskurs gewandelt. Eine zentrale Rolle spielten die Vereinbarungen der WTO, die zugleich als Basis für das Cotonou‑Abkommen aus dem Jahre 2000 fungieren sollten. Damit hat sich – so Engel – die Diskursmacht der EU und an ihrer Spitze die der Kommission mit ihrer Forderung nach einer gegenseitigen Handelsliberalisierung durchgesetzt. Auf Seiten der Europäer dominierte die Vorstellung, dass Handelsliberalisierung der ökonomischen Entwicklung der AKP‑Staaten zuträglich ist, zugleich stellt die Autorin fest, dass die ökonomischen Interessen der EU eine wesentliche Rolle spielten. Bei den AKP‑Staaten ließ sich hingegen kein eigenständiger Diskurs ausmachen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.6 | 4.44 | 4.43 | 2.65 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Linda Engel: EPAs als Entwicklungsinstrumente? Marburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35594-epas-als-entwicklungsinstrumente_42952, veröffentlicht am 24.01.2013. Buch-Nr.: 42952 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken