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Mechthild Bereswill / Katharina Liebsch (Hrsg.)

Geschlecht (re)konstruieren. Zur methodologischen und methodischen Produktivität der Frauen- und Geschlechterforschung

Münster: Westfälisches Dampfboot 2013 (Forum Frauen- und Geschlechterforschung 38); 310 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-238-1
Die Frauen‑ und Geschlechterforschung befasst sich mit der sozialen Kategorie Geschlecht, dessen gesellschaftliche und kulturelle Festschreibung sie hinterfragt und dessen bisherige wissenschaftliche Untersuchung sie kritisch reflektiert. Zwar wurden bereits zahlreiche bedeutende Erkenntnisse präsentiert. Allerdings haben, wie die Herausgeberinnen in ihrer Einleitung betonen, die teilweise interdisziplinär angelegten Untersuchungen „nicht zu einer konsequenten und systematischen Suche nach Forschungsdesigns geführt“ (8), die beispielsweise für den stetigen gesellschaftlichen Wandel und seine dynamische Widersprüchlichkeit, aber auch für Subjektivität und Intersubjektivität in Forschungsprozessen sensibel sind. In ihrem Sammelband legen die Herausgeberinnen die methodische und methodologische Pluralität der Frauen‑ und Geschlechterforschung dar. „Alle in den Beiträgen vorgestellten empirischen Projekte haben dabei die Funktion, sichtbar zu machen, welche theoretischen Kernkonzepte den Blick der Autor_innen leiten, ihre Fragestellung im Hinblick auf das Themenfeld Geschlecht strukturieren und wie diese theoretische und methodologische Positionalität die Wahl der Methodik bestimmt und sich auf den Umgang mit ihr auswirkt.“ (10) Karen Wagels zeigt anhand von fünf Theorie generierenden Interviews mit Menschen, die von unterschiedlichen sexuell‑geschlechtlichen Selbstpositionierungen aus ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen in Kontexten der Erwerbsarbeit beschreiben, die Wechselbeziehungen von Körper, Sexualität und Geschlecht auf. Gleichzeitig versucht sie mithilfe ihres reflektierten methodischen Vorgehens deutlich zu machen, dass Forschung einen Beitrag zur Entdeckung des Unsichtbaren beziehungsweise Ungesagten, zur Hinterfragung des „Normalen“ leisten sollte und dass die Grounded Theory hierfür besonders geeignet ist. Simone Scherger beleuchtet in ihrem Aufsatz die Potenziale und Grenzen der quantitativen Methoden für die Frauen‑ und Geschlechterforschung und geht dabei auch auf die frühe Frauenforschung und ihre Kritik an den gängigen Methoden ein. Gerade leicht(er) quantifizierbare Merkmale wie beispielsweise berufliche oder andere (Status‑)Positionen eignen sich trotz der früher geäußerten Kritik nach Ansicht der Autorin zwar durchaus für die Frauen‑ und Geschlechterforschung, stoßen aber insbesondere dann an ihre Grenzen, wenn stärker deutungsbezogene Forschungsgegenstände untersucht werden. Da der Band die Vielfalt der methodischen Ansätze anhand von konkreten Analysen vorstellt, bietet er nicht nur einen Einblick in die Diversität der Herangehensweisen, sondern auch der inhaltlichen Ausdifferenzierung der Frauen‑ und Geschlechterforschung.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.275.2 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Mechthild Bereswill / Katharina Liebsch (Hrsg.): Geschlecht (re)konstruieren. Münster: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37007-geschlecht-rekonstruieren_45176, veröffentlicht am 24.04.2014. Buch-Nr.: 45176 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken