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François Guesnet / Gwen Jones (Hrsg.)

Antisemitism in an Era of Transition. Continuities and Impact in Post-Communist Poland and Hungary

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2014; 301 S.; 59,95 €; ISBN 978-3-631-64629-8
Antisemitische Ideologien haben sich insbesondere während des 19. Jahrhunderts entwickeln können und existieren bis heute fort. Mit Polen und Ungarn konzentrieren sich die Autor_innen dieses Sammelbandes auf zwei osteuropäische Länder, in denen der Antisemitismus seit seiner Entstehung eine Rolle gespielt hat und die auch in jüngerer Zeit Gegenstand medialer Berichterstattung über antisemitische Äußerungen und geplante terroristische Aktivitäten waren. „Its [the volume‘s] main focus […] is to assess how post‑Communist transition has affected the societal impact of antisemitism, and ask: what do we need to look at in order to find out? We proposed to continue the investigation into antisemitism in this region by encouraging scholars to enter a debate about the relationship between antisemitism and broader phenomena of transition in the aftermath of the fall of Communism.“ (8) Das lange Vorwort enthält eine gute Einführung in das Thema. François Guesnet und Gwen Jones gehen nicht nur auf die jüdische Geschichte in Polen und Ungarn ein, sondern streifen auch andere osteuropäische Staaten. Dem Fallbeispiel Polen widmen sich unter anderem Mikołaj Winiewski und Michał Bilewicz. Sie werten mehrere Umfragen aus, um so Trends und Veränderungen identifizieren zu können. Die Ergebnisse sind wenig überraschend, aber bezeichnend: Ökonomisch schwierige Situationen und eine Verschlechterung des sozialen Status spiegeln sich in der Einstellung nichtjüdischer Personen gegenüber Jüdinnen und Juden wider. Auch die entsprechenden Auffassungen zur polnischen Geschichte haben sich nicht verbessert. Vielmehr steigt die Zahl derjenigen, die die polnischen Staatsbürgerinnen und ‑bürger als die vorrangigen Holocaustopfer ansehen, während die Zahl derjenigen, die die Jüdinnen und Juden als größte Opfergruppe wahrnehmen, rückläufig ist. András Kovács beleuchtet die antisemitischen Elemente innerhalb des kommunistischen Diskurses in Ungarn und argumentiert, dass der Antisemitismus nicht „eingefroren“ und nach 1989 quasi wie aus dem Nichts revitalisiert wurde. Vielmehr seien antisemitische Schemata, Ideen und Vorurteile während der kommunistischen Zeit in der Privatsphäre fortgetragen worden. Außerdem habe die KP in Ungarn „die Juden“ als religiöse Minderheit definiert, Listen über die jüdische Bevölkerung erstellt, Codewörter entwickelt und Stereotype bedient.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.612.23 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: François Guesnet / Gwen Jones (Hrsg.): Antisemitism in an Era of Transition. Frankfurt a. M. u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37677-antisemitism-in-an-era-of-transition_45966, veröffentlicht am 16.10.2014. Buch-Nr.: 45966 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken