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Glenn Greenwald

Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen. Aus dem Englischen von Gabriele Gockel, Robert Weiß, Thomas Wollermann und Maria Zybak

München: Droemer Knaur 2014; 366 S.; hardc., 19,99 €; ISBN 978-3-426-27635-8
„Eine Verschlüsselungssoftware zu benutzen hatte ich mir eigentlich schon lange vorgenommen.“ (19) Der Satz dürfte vielen bekannt vorkommen. Glenn Greenwald wusste auch bereits 2012, dass unverschlüsselte Kommunikation ohne Weiteres einseh‑ und abhörbar ist. Doch wie viele andere schreckte der Journalist vor dem technischen Aufwand und der vermeintlich komplizierten Bedienbarkeit zurück. Auch die eindringlichen Bitten eines gewissen Cincinnatus um eine sichere und vertrauliche Kontaktmöglichkeit wegen einer bedeutsamen Nachricht konnten Greenwald nicht dazu bewegen, aktiv zu werden. Damals wusste er allerdings auch nicht, dass sich hinter dem Pseudonym Edward Snowden verbarg. Snowden erstellte für Greenwald sogar eine Video‑Anleitung für Verschlüsselungssoftware, doch der blieb weiterhin passiv und vermutete einen Wichtigtuer. So wäre ihm fast „eine der größten und folgenreichsten Enthüllungen um die Nationale Sicherheit, die es in der Geschichte der Vereinigten Staaten je gegeben hat“ (22), entgangen. Erst als die Dokumentarfilmerin Laura Poitras, die ebenfalls in Kontakt mit Snowden stand, auf ihn zukam, begann er, das Thema ernst zu nehmen. Was folgte, ist weitestgehend aus den Medien bekannt: Der Autor veröffentliche Snowdens Geheimdokumente, mit denen erstmals bekannt wurde, in welchem gigantischen Ausmaß die weltweite elektronische Kommunikation von westlichen Geheimdiensten, allen voran von der US‑amerikanischen NSA, lückenlos überwacht wird. Greenwald schildert die erste schwierige Kontaktaufnahme und die delikate und intensive Zusammenarbeit mit dem Whistleblower. Er beschreibt ausführlich und anschaulich die technischen und organisatorischen Details der Überwachung, Stichworte wie Prism und XKeyscore sind mittlerweile aus den Medien bekannt. Der Autor kommentiert die aggressive staatliche Ausspähung bürgerlicher Privatsphäre wie zu erwarten kritisch: „Wer den Mächtigen keine Probleme bereitet, wird selten das Ziel von Unterdrückungsmaßnahmen. [...] Aber die Freiheit einer Gesellschaft misst sich eben daran, wie sie mit Abweichlern und Randgruppen umgeht, nicht wie sie ihre loyalen Mitglieder behandelt.“ (248) Im Nachwort seines Buches drängt dann auch Greenwald eindringlich dazu, Verschlüsselungs‑ und Anonymisierungsmethoden einzusetzen, um staatlichen Stellen den Zugriff auf die private Kommunikation zu erschweren, gerade wenn man einer sensiblen Tätigkeit als Journalist, Menschenrechtsaktivist oder Anwalt nachgeht.
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Rubrizierung: 2.642.212.12.2634.224.45 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Glenn Greenwald: Die globale Überwachung. München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38139-die-globale-ueberwachung_46424, veröffentlicht am 05.03.2015. Buch-Nr.: 46424 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken