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Walter Thaler

Pfade zur Macht. Wie man in Österreich Spitzenpolitiker wird

Wien: Wilhelm Braumüller 2012; 440 S.; hardc., 29,90 €; ISBN 978-3-7003-1794-4
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Politikverdrossenheit untersucht der ehemalige SPÖ‑Politiker Walter Thaler, „auf welchen Pfaden oder durch welche heimlichen Kanäle die wichtigsten Repräsentanten des politischen Geschäfts in ihre Positionen gelangt sind“ (3). Der Autor versteht seine empirische Analyse als Beitrag zur österreichischen Elitenforschung und plädiert dafür, die politische Elite „einer wachsamen und kritischen Kontrolle“ (4) zu unterziehen. Zunächst umreißt Thaler die Situation in österreichischen Parteien, die sich zwar gern als Volksparteien verstehen, tatsächlich aber immer stärker dazu tendieren, Klientelparteien mit schwindenden Mitgliederzahlen und sinkenden Zustimmungswerten zu sein. Sodann reflektiert er über den Begriff der Elite und umreißt drei mögliche Pfade zur Macht, die wohl als Idealtypen zu verstehen sind: die gängige „Ochsentour“ (86), für die eine Parteimitgliedschaft, Dauerpräsenz und Fleiß erforderlich sind; der oftmals von Prominenten gewählte „Quereinstieg“ (89), durch den in Wahlkampfzeiten Aufmerksamkeit errungen werden soll; schließlich der „Kükenweg“ (90), der relativ neu ist und bei dem – anders als bei der Ochsentour – die Politiker_innen ihre Erfahrungen nicht in der Partei, sondern in Regierungsbüros sammeln. Wie genau diese drei Wege von Thaler entwickelt wurden – ob anhand des selbst analysierten empirischen Materials oder der bereits bestehenden wissenschaftlichen Literatur beziehungsweise beidem – bleibt in Kapitel fünf unklar. Die durchaus einleuchtenden Typen schimmern in der dann folgenden umfangreichen Untersuchung der politischen Positionselite Österreichs immer wieder durch, allerdings findet sich in der Gliederung keine die Typen aufgreifende Hierarchieebene. Nach seiner Analyse konstatiert der Autor, dass trotz des „Niedergangs der Parteibindung in Österreich […] nach wie vor die Schleusen zum Hafen der Macht nur für wenige geöffnet [sind]. Partei‑ und Verbandsfunktionäre sowie Sekretäre in den Regierungsbüros verstellen den Zugang“ (387). Dadurch erschließt sich denn auch, dass Thaler der „Ochsentour“ den größten Raum innerhalb seiner Analyse gibt und die anderen beiden Pfade nur nachrangig behandelt. Der Autor betrachtet dabei die wichtigen Partei‑ und studentischen Organisationen sowie die in ihnen sozialisierten Politiker_innen und kann so ein analytisches Abbild der aktuellen politischen Elite Österreichs erstellen.
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Rubrizierung: 2.42.242.232.22 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Walter Thaler: Pfade zur Macht. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38586-pfade-zur-macht_43660, veröffentlicht am 02.07.2015. Buch-Nr.: 43660 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken