Jean Ziegler gehört zu den europäischen Publizisten, die in regelmäßigen Abständen Bücher schreiben, um uns aus unserer alltäglichen politischen Lethargie zu befreien, indem sie uns auf die globalen Ungereimtheiten, Ungerechtigkeiten und Unmenschlichkeiten um uns herum hinweisen. Mit dem Buch „Ändere die Welt!“, dessen auffordernder und zum politischen Handeln anregender Titel einem Text von Bertolt Brecht entlehnt ist, schließt Ziegler einerseits an frühere Bücher an, indem er unter anderem den Hunger in der Welt anprangert; andererseits will er das Buch auch als eine Art Handlungsanweisung verstanden wissen, die den Leser oder die Leserin dazu bringen soll, die aktuelle politische Situation besser zu verstehen, die eigene Rolle in diesem Spiel eingeschlossen. Laut Ziegler ist jetzt der passende Zeitpunkt, die „weltweite Diktatur der Oligarchien des globalisierten Finanzkapitals“ (278) und ihre neoliberalen Ordnungsvorstellungen zu bekämpfen. Aus seiner Sicht ist eine globale Zivilgesellschaft im Entstehen begriffen, für die er dieses „Handbuch für den Kampf“ (17) verfasst hat. Ziegler beschäftigt sich darin sehr ausführlich mit Ideologien und ihrer Verbindung zur Wissenschaft, mit der Entfremdung des Menschen, der Entstehung von Staaten und Nationen sowie der menschlichen Gesellschaft an sich. Hierbei rekurriert er immer wieder auf Überlegungen von Karl Marx, von zahlreichen Vertretern der älteren Kritischen Theorie (Adorno, Horkheimer, Marcuse) oder Neomarxisten wie Gramsci. Nur in den letzten beiden Kapiteln geht Ziegler auf das neue zentrale politische Subjekt, die „Bruderschaft der Nacht“ (259), ein, und schildert an wenigen Beispielen, wie es zivilgesellschaftlichen Akteuren langsam gelingt, kleine Siege gegen das Kapital zu erringen. Zugleich versucht er seine eigene Rolle als Intellektueller und Wissenschaftler – Ziegler ist Soziologe – zu definieren. Er sieht es als seine Pflicht, die Ungerechtigkeiten aufzudecken und die Menschen im Sinne Kants aus ihrer Unmündigkeit zu befreien. Ob ihm dies mit seinem Buch gelingt, muss offen bleiben. Aber eines ist klar: Die „Bruderschaft“ kann auf Zieglers intellektuelle Kraft mit Sicherheit zählen.